Sonntag, 9. September 2018

Titanwurz-Blüte entfaltet sich

Heute ist es soweit

Bis zum letzten Augenblick war die Titanwurz Brunhilde der Wilhelma in Stuttgart entschlossen, die Spannung aufrecht zu erhalten. Doch heute Nacht ist es endlich so weit. Der genaue Zeitpunkt ihrer Blüte lässt sich nicht exakt vorhersagen, da man erst am entscheidenden Tag eindeutige Anzeichen an der Tropenpflanze erkennen kann. Seit dem Sonntagnachmittag ist nun deutlich zu sehen, wie sich das Hochblatt vom inzwischen 1,62 Meter hohen Blütenkolben ablöst und den Blick auf die rotbraune Innenseite freigibt. „Brunhilde“ hatte sich für ihre Entwicklung ungewöhnlich viel Zeit genommen und wuchs etwas länger in die Höhe als ihre Vorgänger.

Brunhilde                   Foto: Wilhelma

Man rechnet mit maximal 16 Tagen bis zum Aufblühen, sobald der Austrieb der Blüte sichtbar ist. Dies war bei der eigensinnigen „Brunhilde“ bereits am Mittwoch, 22. August, der Fall – sie benötigte also zwei Tage mehr bis zu ihrer nächtlichen Blüte.

Dieses einmalige Spektakel ist nur in der heutigen Nacht zu sehen, bereits am morgigen Tag wird der Blütenstand wieder in sich zusammenfallen. Obwohl der Zoologisch-Botanische Garten um 20 Uhr schließt, bleibt das Schmetterlingshaus daher heute für interessierte Besucher bis 24 Uhr geöffnet – dort kann „Brunhilde“ in ihrer ganzen exotischen Pracht bestaunt werden. Gärtnerinnen und Gärtner stehen zudem für Fragen bereit und erläutern Wissenswertes über das spektakuläre Gewächs. Einlass ist bis 23 Uhr, an der Hauptkasse gibt es bis dahin Karten zum Abendtarif. Der Zugang erfolgt durch den Seiteneingang links neben dem Wilhelma-Theater.

Eine Amorphophallus titanum blüht durchschnittlich nur alle sieben Jahre. Erst im Juni konnten die Besucher der Wilhelma Titanwurz „Alberich“ bewundern: Mit seiner Höhe von 1,25 Metern war er ein wahrer Zwerg unter diesen Riesenblüten, die es sonst auf bis zu 3,10 Meter bringen. Dass man dieses Ereignis nun innerhalb weniger Wochen bereits zum zweiten Mal im Zoologisch-Botanischen Garten in Stuttgart mitverfolgen kann, ist außergewöhnlich. Statt mit leuchtenden Farben und lieblichen Düften umgibt sich die Titanwurz in der Dunkelheit mit einem riesigen, rotbraunen Blütenblatt und bestialischem Aasgeruch, wobei sich ihr Kolben auf bis zu 38 Grad aufheizt. So imitiert die auf Sumatra beheimatete Pflanze einen verwesenden Tierkadaver, um Fliegen für ihre Bestäubung anzulocken. Nach dieser kurzzeitigen, kräftezehrenden Höchstleistung fällt die Blüte wieder in sich zusammen und vertrocknet. Wenn sie keine Blüte entwickelt, bildet die Titanwurz nur einen Stängel und Blätter aus, um für das weitere Wachstum Energie zu sammeln. Zwischen diesen Stadien liegen monatelange Ruhepausen, in denen die Knolle an Umfang zunimmt.

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