Abriss statt Technik
von Peter Mielert
Der Rosensteintunnel hat viele Gewinner, aber auch Verlierer: Bewohner von ca. 40 Wohnungen verlieren ihre Zuhause, wenn alle Häuser an der Ecke Pragstraße/Bei der Meierei abgerissen sein werden!
Der im Augenblick durchgeführte Abriss der Häuser Pragstraße war nicht alternativlos!
Die Alternative ist im Bebauungsplan aus dem Jahre 2011beschrieben: die Wohnungen mit Schallschutzfenstern kombiniert mit Lüftungsanlagen zu versehen.
In der Öffentlichkeit wurde allerdings von der Verwaltung der Eindruck erweckt, dass der Abriss der Stadt- und straßenbildprägenden Häuser am Eingang zum inneren Bad Cannstatt zwingend notwendig und längst beschlossen worden sei - aus Gründen des Lärmschutzes(Stadtsprecher Nikolas Junkermann: „Abrissgenehmigung wg. Zunahme der Lärmimmisionen“) und zum Schutz vor Schadstoffen - dieses war falsch! Im Bebauungsplan Ca 264, der vor 10 Jahren in Kraft getreten ist, sind zwar die Gebäude erwähnt mit Kosten für „notwendige Maßnahmen…zum Schutz vor Schadstoffen“ und mit Aussagen zum Lärmschutz: „Wohnhäuser Pragstraße 148, 150, 152, 156/1(bereits abgerissen), Bei der Meierei 1 und 3: Geringfügige Überschreitung des Immisionsgrenzewertes nachts im 4. OG.“ …. deshalb besteht Anspruch auf Schallschutzmaßnahmen.“ Zum Thema „Schadstoffe im Nahbereich“ heißt es: „sehr hohe Immissionswerte und hohe Grenzwertüberschreitungen“ und „Ohne Schutzmaßnahmen sind jedoch gesunde Wohnverhältnisse nicht gegeben. Aus diesem Grunde ist hier eine mechanische Belüftung der Räume mit Filterung der Zugluft erforderlich.“
Von einem Abriss ist nicht die Rede!
Fazit: Eine Verbesserung der Luftqualität und eine Verringerung des Lärms findet durch den Abriss nicht statt - die Abgase und der Lärm werden nur weiter verteilt - wohin? In Richtung der neu entstandenen Bürogebäude am Löwentorbogen, deren Beschäftige sich dann wohl nur in den Gebäuden aufhalten und nicht vor die Tür treten sollten - abgesehen davon, ob es da sowieso kein erholsames Grün gibt, weder vor oder an den Gebäuden! Aufgabe muss doch sein: die aus Klima- und Lärmschutzgründen notwendige Verkehrswende endlich umzusetzen, die Emissionen des KFZ- Verkehrs zu senken, z.B. durch Maßnahmen an den Fahrzeugen: z.B. tatsächliche Filterung der Dieselabgase, Geschwindigkeitsbegrenzungen für einen lärm- und abgasarmen Verkehrsablauf. Gegen den Abriss spricht: Bei den Gebäuden Pragstraße 148 bis 152 und dem Gebäude Bei der Meierei 1 handelt es sich um orts- und straßenbildprägende Gebäude mit hoher gestalterischer Qualität in den Fassaden- die Häuser - dazu gehört auch das Gebäude Bei der Meierei 3 - bieten bezahlbaren Wohnraum, an dem es in Stuttgart erheblich mangelt- durch die erwähnten technischen Maßnahmen, sowie dem Einbau von Schallschutzfenstern können „gesunde Wohnverhältnisse“ hergestellt werden(ein nicht durch technische Maßnahmen schätzbarer Außenraum besteht zur Straßenseite hin nicht!).
Warum die Stadt , die den privaten Wohnungs- und Hauseigentümern die Bezahlung der Lüftungsanlagenangeboten hat, solche aber für ihre eigenen Häuser nicht in Betracht gezogen hat, erschließt sich nicht!
Würde man auch an der Straße am Neckartor, an der Hauptstädte und Hohenheimer Straße die gleichen Maßstäbe wie hier anlegen, hätten die Wohngebäude dort schon lange abgerissen werden müssen!
Und zu guter Letzt noch diese Anmerkung:
Wie kann man, wenn die Stadt Stuttgart seit Neuestem das Ziel Klimaneutralität bis 2035 anstrebt, so mit bestehender Bausubstanz, die eine Unmenge an „grauer Energie“ beinhaltet umgehen? Soll das Stadtbild nur noch von trivialer Investorenarchitektur, die an kurzfristiger Rendite orientiert ist, bestimmt werden(siehe gleich nebenan) – für mich eine gruselige Vorstellung!