Donnerstag, 29. August 2024

Neues Logo fürs Cannstatter Volksfest

Wasenzeit?

Die Veranstaltungsgesellschaft in.Stuttgart hat dem Cannstatter Volksfest ein neues Logo gestalten lassen. Es ist entgegen dem bisherigen nicht mehr einem Lebkuchenherz nachempfunden. Die Gestaltung zeigt eine Holzwand, vielleicht die eines der Volksfestzelte? Im Vordergrund steht das Wort „Wasen“. Oben in der Ecke und viel kleiner ist dann noch „Cannstatter Volksfest“ zu lesen. 

Viele Menschen benutzen den Namen des Platzes auch synonym für das Fest, wie zum Beispiel bei „Wasenzeit“, „Waseneröffnung“ oder „Wasenparty“. Das kommt daher, dass in München zum Oktoberfest auch „Wies’n“ gesagt wird, weil es auf der Theresienwiese stattfindet. Ob das so kam, weil das Oktoberfest gar nicht mehr im Oktober stattfindet, ist eine Mutmaßung. Jedenfalls scheinen bestimmte Leute ein Interesse daran zu haben, eine Nähe zum Oktoberfest herzustellen und die Tatsache auszunutzen, dass Wasen und Wies’n doch ähnlich klingen. Hier sind vor allem Partyveranstalter und die Stimmungskanonen in den Festzelten vorne mit dabei.

Das treibt sonderbare Blüten, denn in Anfragen für Stadtführungen aus anderen Teilen Deutschlands heißt es schon mal „wir wollen anschließend auf die Was’n“. Auch, dass mal nach dem Unterschied zwischen Wies’n, Wasen und Volksfest gefragt wird, kam schon vor. Also warum verwirren wir das Publikum und machen uns kleiner, als wir sind? In München wird das Volksfest gerne als Abklatsch des Oktoberfestes betrachtet und nicht als etwas Eigenständiges und daran sind wir selbst schuld.

Das Cannstatter Volksfest ist sowohl geschichtlich als auch strukturell etwas vollkommen Einzigartiges. Es wurde nach einer epischen Hungersnot als Landwirtschaftliches Fest gestiftet, um die Landbevölkerung zu motivieren, aber auch zu informieren. Das Landwirtschaftliche Hauptfest ist ebenfalls aus dieser Idee entstanden. Das Oktoberfest begann einst als königliche Hochzeitsfeier.

In München findet das größte Bierfest der Welt statt, keine Frage. Dort gibt es Riesige Zelte und um die 180 Schaustellergeschäfte. Dem gegenüber steht unser Volksfest mit kleineren Festzelten aber bis zu 350 Schaustellergeschäften. Damit ist es das größte Schaustellerfest der Welt. Dies ist ein Alleinstellungsmerkmal, um das sich andere reißen würden, das hier aber ungenutzt in der Marketingschublade liegt. Viel lieber ist es uns Schwaben, wenn wir nicht ganz so gut, ganz so groß und ganz so einzigartig sind. Wir stellen uns lieber hinten an und begnügen uns mit Platz zwei.

So ist auch das neue Logo von weitem gesehen vor allem Wasen und kaum Volksfest. Das alte Herz hatte auch mit rot und weiß die Cannstatter Stadtfarben dabei, auch das fällt nun hinten runter, wie generell der Name Cannstatt immer mehr in den Hintergrund tritt. Nur ist es eben das Cannstatter Volksfest auf dem Cannstatter Wasen und nichts x-beliebiges.

Der Cannstatter Wasen übrigens ist viel mehr als nur Volksfest. Neben dem Weltweihnachtszirkus, dem Stutengarten, riesigen Konzerten oder dem Frühlingsfest war er unter anderem der erste Fußballplatz Deutschlands und der erste Flugplatz der Region Stuttgart.

Die Frage ist aber auch, ob wir dieses Logo nutzen müssen oder ob wir weiter ein Lebkuchenherz mit dem Schriftzug „Cannstatter Volksfest“ haben wollen. Dazu interessiert uns Eure Meinung: 

Denkt Ihr, es ist OK, dass wir mit dem Wort Wasen versuchen, von der Bekanntheit der Wies’n zu profitieren und mögt ihr das bayerisch-alpenländische Flair auf dem Volksfest? 

Oder seid Ihr der Meinung, das Volksfest hat als schwäbisches und Baden-Württembergisches Fest genug Strahlkraft und sollte auch so vermarktet werden?



Marion Hermann Röttgen - Kulturkolumne

Prof Marion Hermann-Röttgen

Kulturkolumne im Cannstatt-Blog

Wir freuen uns sehr, mit Marion Hermann-Röttgen eine kulturbegeisterte und renommierte Autorin an Bord zu haben.

Das schreibt Marion über sich:

Ich bin meistens fröhlich, beruflich habe ich - immer noch - mit Sprache in jeder Hinsicht zu tun: medizinisch, literarisch und künstlerisch. Privat bin ich glücklich verheiratet, sechsfache stolze Urgroßmutter, habe eine wundervolle große Patchwork-Familie und viele, liebe Freunde, nicht nur in Cannstatt.

Ich liebe Bücher, Bilder, Musik, Kunst aller Art und fühle mich in Cannstatt, in „Bad-Cannstatt“ zu Hause. Ja, und eh ich es vergesse, ich bin Linkshänderin…

Marion Röttgen




Mittwoch, 21. August 2024

Lügen für Fortgeschrittene - Theaterschiff

Lügen für Fortgeschrittene 

Theaterschiff Bad Cannstatt

Wenn Sie Karten für das Theaterschiff haben und der glückliche Zufall will, dass an diesem Abend schönes Wetter ist, sollten Sie die Gelegenheit nutzen, um auf dem Deck des Schiffes eine kleine Vorspeise zu sich nehmen, die Ihnen von dem Theater-Team liebevoll an Deck mit Blick auf den Neckar serviert wird.  

Eine gute Vorbereitung auf eine kleine, charmante Boulevard-Komödie im besten Sinne des Wortes.

 „Lügen für Fortgeschrittene“ ein amüsantes Stück mit Charme aufgeführt. Besonderen Spaß wird es all denen machen, die schlechte Erfahrung haben mit der Bürokratie von Pflege- Versicherungen, eine Institution, die in diesem Stück sehr schlecht wegkommt. Der Spaß ist hier sicher. Besonders gelungen ist die unglaublich witzige Szene, als der Sohn des Hauses unerwartet seine Eltern die Situation bringt, sich noch mehr in Lügen verstricken zu müssen. Mehr soll an dieser Stelle nicht verraten werden. Der Schluss ist amüsant und überraschend. Die Zuschauer gehen heiter nach Hause. Hervorzuheben ist, dass alle Schauspieler dieses kleinen Teams - das leider im Gegensatz zu den Spielern des kleinen Hauses - vorzüglich und deutlich zu sprechen verstehen, so dass man wirklich bei dieser Aufführung jedes Wort versteht. Etwas was heutzutage im Theater leider gar nicht mehr üblich ist. Ein Kompliment an das Ensemble und wir freuen uns schon auf das nächste Stück.

Von Marion Hermann Röttgen