Freitag, 4. Juli 2025

Neckar Erlebnistag

Den Neckar erleben am Mühlsteg

Wo lässt sich der Neckar (neu) entdecken?  


Diese Frage stand im Zentrum eines besonderen Aktionswochenendes,  das im Rahmen des IBA’27-Festivals sowie der NaturErlebnisTage und des  PROOJEKT POOL* stattfand. Das temporäre Flussbad am Bad Cannstatter  Mühlsteg lud dazu ein, den Flussraum rund um die Mombach Mündung  mit allen Sinnen zu erleben – und über seine Zukunft zu sprechen. 


Fluss erleben – mitten in der Stadt 


Ein Arbeitsprahm des WSA Neckar verwandelte sich für zwei Tage in ein  improvisiertes „Badeschiff“. Mit Kneippbecken, Schattensegel, Platt form zum Verweilen und einer kleinen Bar mit kühler Limonade wurde der  Neckar greifbar – und spürbar erlebbar. Die Resonanz war überwältigend:  Rund 1.100 Besucher*innen kamen bei strahlendem Sonnenschein vorbei.  Vom neugierigen Nachbarn bis zur IBA-Festival-Besucherin, von Familien  mit Picknickdecke bis zu engagierten Paddlern der Critical Nass des  Neckarinsel e.V. – der Ort wurde neu entdeckt, angeeignet und diskutiert.  Gemeinsam wurde ein starkes Signal gesendet: Das Interesse an einem  lebendigen Flussraum ist da – quer durch alle Generationen. 


Festlicher Auftakt


Die feierliche Eröffnung am Samstagmittag war nicht nur offizieller Start schuss, sondern stimmungsvoller Auftakt. Der Evangelische Posaunen chor Bad Cannstatt begleitete die Eröffnung musikalisch mit Stücken  rund ums Wasser unter der Leitung von Martin Nußbaum. Der Fluss stand  im Mittelpunkt: akustisch, atmosphärisch und inhaltlich. Kinder planschten, Erwachsene diskutierten  


Das Herzstück war das Kneippbecken auf dem Neckar-Prahm. Es wurde  nicht nur zur willkommenen Abkühlung bei frühsommerlichen Tempera turen, sondern auch zum Ort für Gespräche über zukünftige Nutzungen  und die Idee für ein Badeschifft – das “Neckarbädle” (Schürmann+Witry Architekten). Das temporäre Flussbad, gestaltet und umgesetzt von der  Agency Apéro*, setzte Impulse für eine gemeinschaftliche Auseinander setzung mit dem Flussraum. Die Idee: Den Neckar langfristig ins kollektive  Bewusstsein zurückholen – als Lebensraum, als Erholungsraum, als Teil  der Stadt. 


Austausch fördern, Netzwerke stärken 


Auch rund um den Auquellbrunnen auf der anderen Neckarseite kamen  die Menschen ins Gespräch. Der „Mombachtreff“ diente als Vernetzungs treffen für alle, die den Ort bereits nutzen und schätzen. Es zeigte sich  eine gut vernetzte Community, die Initiative zeigt, sich in die weiteren  Prozesse einzubringen, und Ideen zu einer naturnahen Umgestaltung hat.  


Fazit: Ein Ort mit Zukunft 


Die Rückmeldungen waren eindeutig: Der Liegeplatz knapp oberhalb  des Mühlstegs eignet sich hervorragend für ein dauerhaftes Angebot  am Wasser. Gerade weil das ehemalige Cannstatter Stadtbad schließen musste, wünschen sich viele Anwohner*innen ein Flussbad oder ein  Badeschiff. Das temporäre Flussbad war ein wichtiger Schritt, um die  Stadt am Fluss gemeinsam, partizipativ und nah an den Bedürfnissen der  Menschen weiterzudenken. 

Donnerstag, 29. August 2024

Neues Logo fürs Cannstatter Volksfest

Wasenzeit?

Die Veranstaltungsgesellschaft in.Stuttgart hat dem Cannstatter Volksfest ein neues Logo gestalten lassen. Es ist entgegen dem bisherigen nicht mehr einem Lebkuchenherz nachempfunden. Die Gestaltung zeigt eine Holzwand, vielleicht die eines der Volksfestzelte? Im Vordergrund steht das Wort „Wasen“. Oben in der Ecke und viel kleiner ist dann noch „Cannstatter Volksfest“ zu lesen. 

Viele Menschen benutzen den Namen des Platzes auch synonym für das Fest, wie zum Beispiel bei „Wasenzeit“, „Waseneröffnung“ oder „Wasenparty“. Das kommt daher, dass in München zum Oktoberfest auch „Wies’n“ gesagt wird, weil es auf der Theresienwiese stattfindet. Ob das so kam, weil das Oktoberfest gar nicht mehr im Oktober stattfindet, ist eine Mutmaßung. Jedenfalls scheinen bestimmte Leute ein Interesse daran zu haben, eine Nähe zum Oktoberfest herzustellen und die Tatsache auszunutzen, dass Wasen und Wies’n doch ähnlich klingen. Hier sind vor allem Partyveranstalter und die Stimmungskanonen in den Festzelten vorne mit dabei.

Das treibt sonderbare Blüten, denn in Anfragen für Stadtführungen aus anderen Teilen Deutschlands heißt es schon mal „wir wollen anschließend auf die Was’n“. Auch, dass mal nach dem Unterschied zwischen Wies’n, Wasen und Volksfest gefragt wird, kam schon vor. Also warum verwirren wir das Publikum und machen uns kleiner, als wir sind? In München wird das Volksfest gerne als Abklatsch des Oktoberfestes betrachtet und nicht als etwas Eigenständiges und daran sind wir selbst schuld.

Das Cannstatter Volksfest ist sowohl geschichtlich als auch strukturell etwas vollkommen Einzigartiges. Es wurde nach einer epischen Hungersnot als Landwirtschaftliches Fest gestiftet, um die Landbevölkerung zu motivieren, aber auch zu informieren. Das Landwirtschaftliche Hauptfest ist ebenfalls aus dieser Idee entstanden. Das Oktoberfest begann einst als königliche Hochzeitsfeier.

In München findet das größte Bierfest der Welt statt, keine Frage. Dort gibt es Riesige Zelte und um die 180 Schaustellergeschäfte. Dem gegenüber steht unser Volksfest mit kleineren Festzelten aber bis zu 350 Schaustellergeschäften. Damit ist es das größte Schaustellerfest der Welt. Dies ist ein Alleinstellungsmerkmal, um das sich andere reißen würden, das hier aber ungenutzt in der Marketingschublade liegt. Viel lieber ist es uns Schwaben, wenn wir nicht ganz so gut, ganz so groß und ganz so einzigartig sind. Wir stellen uns lieber hinten an und begnügen uns mit Platz zwei.

So ist auch das neue Logo von weitem gesehen vor allem Wasen und kaum Volksfest. Das alte Herz hatte auch mit rot und weiß die Cannstatter Stadtfarben dabei, auch das fällt nun hinten runter, wie generell der Name Cannstatt immer mehr in den Hintergrund tritt. Nur ist es eben das Cannstatter Volksfest auf dem Cannstatter Wasen und nichts x-beliebiges.

Der Cannstatter Wasen übrigens ist viel mehr als nur Volksfest. Neben dem Weltweihnachtszirkus, dem Stutengarten, riesigen Konzerten oder dem Frühlingsfest war er unter anderem der erste Fußballplatz Deutschlands und der erste Flugplatz der Region Stuttgart.

Die Frage ist aber auch, ob wir dieses Logo nutzen müssen oder ob wir weiter ein Lebkuchenherz mit dem Schriftzug „Cannstatter Volksfest“ haben wollen. Dazu interessiert uns Eure Meinung: 

Denkt Ihr, es ist OK, dass wir mit dem Wort Wasen versuchen, von der Bekanntheit der Wies’n zu profitieren und mögt ihr das bayerisch-alpenländische Flair auf dem Volksfest? 

Oder seid Ihr der Meinung, das Volksfest hat als schwäbisches und Baden-Württembergisches Fest genug Strahlkraft und sollte auch so vermarktet werden?



Marion Hermann Röttgen - Kulturkolumne

Prof Marion Hermann-Röttgen

Kulturkolumne im Cannstatt-Blog

Wir freuen uns sehr, mit Marion Hermann-Röttgen eine kulturbegeisterte und renommierte Autorin an Bord zu haben.

Das schreibt Marion über sich:

Ich bin meistens fröhlich, beruflich habe ich - immer noch - mit Sprache in jeder Hinsicht zu tun: medizinisch, literarisch und künstlerisch. Privat bin ich glücklich verheiratet, sechsfache stolze Urgroßmutter, habe eine wundervolle große Patchwork-Familie und viele, liebe Freunde, nicht nur in Cannstatt.

Ich liebe Bücher, Bilder, Musik, Kunst aller Art und fühle mich in Cannstatt, in „Bad-Cannstatt“ zu Hause. Ja, und eh ich es vergesse, ich bin Linkshänderin…

Marion Röttgen