Donnerstag, 14. Dezember 2023

Winnetou in Bad Cannstatt

 Als Winnetou nach Bad Cannstatt kam:

Neues Buch aus dem Karl-May-Verlag erinnert an Theateraufführungen von 1984

Das gab es im September 1984, als die aufwendig gestaltete Tourneeproduktion „Unter Geiern“ im Reitstadion am Cannstatter Wasen Station machte. Eine Kieler Konzertagentur brachte fast das gesamte damalige Ensemble der Karl-May-Spiele Bad Segeberg in den Stuttgarter Stadtbezirk. Das neue Buch „Karl May auf der Bühne III“ aus dem Karl-May-Verlag Bamberg erinnert nun an zahlreiche Theateraufführungen mit Karl Mays Helden wie Winnetou, Old Shatterhand und Sam Hawkens, auch an die Vorstellungen in Bad Cannstatt.

Bamberg, Dezember 2023: Karl-May-Festspiele in Bad Segeberg und Elspe sind im gesamten deutschsprachigen Raum bekannt, doch Winnetou & Co. standen auch schon in Bad Cannstatt auf der Bühne. Das „Konzertmanagement Kiel“ schickte im September 1984 die Inszenierung „Unter Geiern“, die im Sommer 1984 bei den Bad Segeberger Karl-May-Spielen gezeigt worden war, in fast derselben Besetzung, aber als von Bad Segeberg unabhängige Produktion, auf Deutschlandtour. Gespielt wurde in Arenen oder großen Freilichtbühnen in Northeim, Berlin und Stuttgart, wo man vom 5. bis 9. September 1984 im Reitstadion am Cannstatter Wasen die Tournee eröffnete. „Beim Gastspiel im Cannstatter Reitstadion gehört etwas Phantasie dazu, über Scheinwerfergerüsten, Schwarzpulvergestank und Mikrophongeknackse noch das Abendleuchten der Rocky Mountains vor dem geistigen Auge zu sehen. Aber die meisten Zuschauer, vor allem die Kinder und die Freikarten-Besitzer, waren dennoch zufrieden“, hieß es seinerzeit in der Lokalpresse.

Geschrieben und inszeniert hatte das Stück der Hamburger Schauspieler und Regisseur Klaus-Hagen Latwesen, der auch den Winnetou verkörperte und seit 1981 Intendant der Karl-May-Spiele in Bad Segeberg war. Das „Konzertmanagement Kiel“ buchte Latwesens im Sommer 1984 im Segeberger Freilichttheater am Kalkberg aufgeführtes Stück für die Tournee. Neben „Winnetou“ Klaus-Hagen Latwesen wirkten unter anderem die aus Segeberg erprobten Schauspieler Jürgen Lederer (Old Shatterhand), Rolf E. Schenker (Hobble Frank), Fred Braeutigam (Massa Bob), Gunther Schüler (Doc Hollyday, Medizinmann), Jochen Baumert (Der dicke Jemmy) und Joe Bodemann (Bärenführer und Geierdressur) mit. Als Schweren Mokassin, Häuptling der Sioux-Ogellallah, sah man Peter Hick, der ab 1993 die Störtebeker Festspiele auf Rügen aufbaute, nachdem er zuvor in Latwesens Fußstapfen als Intendant der Segeberger Karl-May-Spiele getreten war und am Kalkberg zusammen mit Film-Winnetou Pierre Brice Rekorde gefeiert hatte.

Die Tournee geriet noch vor ihrem Start zu einem turbulenten Projekt, da sich die Produzenten zu wenig mit den großen Karl-May-Spielen in Bad Segeberg und Elspe abgestimmt hatten, wo man vor allem wegen der Werbemaßnahmen für die Tournee auf die Barrikaden ging. Die Segeberger reagierten gar mit einer Einstweiligen Verfügung, konnten das Projekt dadurch aber nicht stoppen. Nach dem Tourauftakt in Bad Cannstatt zeigte man „Unter Geiern“ noch auf der Freilichtbühne Northeim und der Waldbühne Berlin. Die als Finale geplante Stippvisite in München musste jedoch abgesagt werden, da ein Unwetter die Tribüne zerstört hatte.

An die May-Bühnengeschichte von Bad Cannstatt erinnert nun ein soeben erschienenes Buch aus dem Karl-May-Verlag Bamberg: „Karl May auf der Bühne III“. Es handelt sich um den dritten von vier Bänden der Buchreihe, mit der der Verlag seit 2021 die Geschichte der zahlreichen Theateraufführungen mit Karl Mays Traumwelten aufrollt. Bereits in den ersten beiden Bänden der Reihe dokumentierten die Autoren Nicolas Finke und Reinhard Marheinecke Karl-May-Freilichtaufführungen 1949 in Kornwestheim und 1950 im Stuttgarter Höhen- und Freizeitpark Killesberg sowie Planungen, diese später zu reaktivieren.

Nicolas Finke und Reinhard Marheinecke: „Karl May auf der Bühne“, Band 3, Karl-May-Verlag Bamberg · Radebeul, August 2023, 400 Seiten, Großformat 21,0 x 29,7 cm, ISBN 978-3-7802-0145-4, 59 Euro, Hardcover / laminierter Pappband mit Gold-Veredelung


Donnerstag, 16. November 2023

Weibsbilder - Ausstellung von Christa Klebor 

Farbfreudige, selbstbewusste und gut gelaunten Weibsbilder freuen sich am Samstag, 25.11.2023, 18.00 Uhr, auf ein "Date"   Ort: frisierbar | Kornbergstraße 45 | 70176 Stuttgart   ÖPNV: U4 Hölderlinplatz, fussläufig 2 Min.     Atelier-Adresse:  Art-Labor Christa Klebor | c/o ehem. Rilling Sekt | Brückenstraße 8c | 70376 Stuttgart Telefon: 0711 5508717 | 0151 57728030

Montag, 13. November 2023

Bad Cannstatt- Früher war alles besser?

Früher war alles besser!?

Artikel von Stefan Betsch

Pauschalisierungen gelten in der Psychologie als Übertreibungen, die meist aus dem Unterbewusstsein stammen. „Alles“ kann also früher kaum besser gewesen sein. Dazu sagte Manfred Rommel, der frühere Oberbürgermeister Stuttgarts einmal: „Nostalgie ist die Fähigkeit, darüber zu trauern, dass es nicht mehr so ist, wie es früher nicht gewesen ist.“

In Bad Cannstatt insbesondere soll alles so schlimm geworden sein. Dass auch andere Innenstädte sich massiv verändert haben, wird hier genauso ausgeblendet wie der natürliche Wandel der Zeit. Früher war es anders als heute, aber noch früher anders als früher. Und wann genau war denn diese wundervolle Zeit und was genau war damals besser? Viele Gastronomiebetriebe und Einzelhandelsunternehmen sind verschwunden und das aus verschiedenen Gründen. Aber andere sind nachgekommen und verglichen mit anderen Ortskernen steht Bad Cannstatt gut da.

Wir haben noch inhabergeführte Geschäfte und eine wirklich tolle Gastronomie- und Imbissszene. Dazu kommt die historische Altstadt, das Kurviertel, der Kurpark und viele andere schöne Ecken. Aber viele Menschen sehen darüber anscheinend effektiv hinweg. Stattdessen werden Feindbilder gesucht und gefunden: Es sind 1 Euro-Läden (hier wurde einer übrigens jüngst durch ein hübsches Café ersetzt), Shisha-Bars (Wie viele sind es denn genau?) und dass keine „Deutschen“ mehr auf der Markstraße seien. Auf die griechischen oder italienischen Läden oder Restaurants wird nicht geschimpft, die Zielgruppe ist klar ausgemacht. All das ist pauschal vorverurteilt, basiert kaum auf einer rationalen Grundlage und ist mit einer Menge Vorurteile unterfüttert.

Eine kleine Geschichtslektion: Bad Cannstatt ist seit Jahrhunderten eine Zuwanderungsstadt. Hier gab es schon immer Geld zu verdienen und Zuwanderung aus dem Ausland hat hier Tradition. Im dritten Jahrhundert haben die Alamannen die romanisierten Kelten vertrieben. Heißt das, dass wir am Ende alle Migranten sind? Ja, das kann man wohl so sagen. Später kamen Arbeiter hinzu, die im 18. Jahrhundert am Hafen und an den vielen Mühlen arbeiteten, im 19. Jahrhundert waren es die vielen internationalen Badegäste. Später während der Industrialisierung halfen uns viele ausländische Gastarbeiter dabei, das Wirtschaftswunder wahr zu machen. Angst vor Fremden gab es auch damals schon. Aber Migration heißt auch kultureller Austausch und Bereicherung.

Die These, auch in Kommentaren hier im Bad Cannstatt Blog: Es gäbe keine schwäbischen Lokale, keinen Rostbraten und keine deutsche Kultur mehr in Bad Cannstatt. Das kann niemand wirklich ernst meinen. Wem es zu wenig einheimische Angebote gibt, darf gerne eines der leerstehenden Lokale übernehmen und sich selbstständig machen. Genau das machen die so gerne kritisierten muslimischen Mitbürger. Sie gehen ins Risiko und versuchen ihr Glück. Würden mehr Eingeborene dasselbe tun, gäbe es auch mehr „deutsche“ Betriebe im Sinne der vielen, die hier Kritik üben. Logisch, oder? Aber es ist viel einfacher, sich zu beklagen, als etwas zu tun.

Dasselbe gilt für Tradition und Kultur. Wenn ein Stuttgarter Stadtbezirk Tradition hat, dann Bad Cannstatt. Hier gibt es die vielleicht älteste evangelische Fastnacht überhaupt, den ersten Fußballplatz Deutschlands, Bauwerke aus dem 15. Jahrhundert, das größte Schaustellerfest der Welt seit 1818 und seit 1717 die Tradition des Fischerstechens. Den Weinbau gibt es seit dem 8. Jahrhundert und der hat auch große Nachwuchssorgen. Der Wochenmarkt existiert seit dem 14. Jahrhundert. Das Cannstatter Kulturmenü, Cultur in Cannstatt, der Casinoclub, Musik am 13. uvm. bereichern die Kulturszene genauso wie viele Kulturvereine von Menschen, die aus anderen Ländern hergezogen sind. Wem das zu wenig Tradition und Kultur ist, darf sich sehr gerne in diesen Vereinen engagieren oder neue Initiativen gründen. Wer allerdings hofft, in unseren Brauchtumsvereinen auf Deutschtümelei zu stoßen, liegt falsch. Hier ist man allen engagierten Menschen gegenüber offen.


Dienstag, 7. November 2023

Martinsumzug in Bad Cannstatt 2023

Martini Bad Cannstatt 

Künstlermarkt, verkaufsoffener Sonntag und Martinsumzug

Martini Sonntag in der Altstadt von Bad Cannstatt! 

Am 12.11.23 findet wieder unser beliebtes Martini-Fest statt. 

VERANSTALTUNGSPLAN:

11:00 Uhr: Künstlermarkt auf dem Marktplatz
Kleinkünstler stellen ganztägig ihre Kunstwerke aus. Zudem gibt es ganztägig leckere Speisen wie Crêpes, Waffeln, Currywurst, Fisch und Kartoffelspiralen. Zudem könnt ihr mit den Kids Stockbrot über dem Feuer am Erbsenbrunnen backen.

13:00 Uhr: Ab mittags öffnen die Geschäfte in der Altstadt.

17:00 Uhr: Wenn es beginnt dunkel zu werden, treffen sich alle Kinder, Eltern und Großeltern auf dem Marktplatz. Auf der Bühne gibt es Mitmach-Theater und Musik mit Christoph Altmann und wieder unseren großen Laternenumzug angeführt von Martin hoch zu Ross.

Im Anschluss findet die traditionelle Mantelteilung auf dem Marktplatz statt.



Sonntag, 5. November 2023

Cannstatter Fischerdenkmal

INTERVENTION IM FLUSS

Die Installation "INTERVENTION IM FLUSS (Cannstatter Fischerdenkmal)" ist ein Beitrag zum Projekt "UNRUHE BEWAHREN", konzipiert und realisiert von der Gruppe "CURRENT. KUNST IM URBANEN RAUM" 2023 in Bad Cannstatt . Ein alter Blech-Schriftzug in Kurrent-Schrift, der sinnigerweise von der Firma "Fischer" stammt, wurde dabei von Andreas Mayer-Brennenstuhl dekonstruiert und neu zusammengesetzt, so dass jetzt eine abstrakte "Wellenformation" aus der Lauf-Schrift entstanden ist.  Dieses Objekt wurde mit Hilfe  eines Schwimmkranes auf einem alten Brückenpfeiler beim Mühlsteg in Bad Cannstatt installiert und erinnert nun  an das ausgestorbene Gewerbe der Neckar-Fischer, zugleich jedoch auch an das Verschwinden der Handschrift aus unserem Alltagsgebrauch im Zeitalter der Digitalisierung.


Samstag, 28. Oktober 2023

6. Stuttgarter Bigband-Festival

Stuttgart - Heimliche Hauptstadt des Jazz

Das 6. Stuttgarter Bigband-Festival findet diesmal im Großen Kursaal in Stuttgart Bad Cannstatt statt. 

Es soll die Rolle Stuttgarts als heimliche Hauptstadt des deutschen Jazz betont werden. Im Zentrum dieses Festivals stehen junge Bigbands aus Baden-Württemberg. Widmen möchten wird das Festival der langjährigen Förderin der „Jazzstadt Stuttgart Konzerte“ Eva Mayr-Stihl, die im Jahr 2022 verstorben ist. Sie war eine begeisterte Jazzhörerin. Ihre Förderung des Jazzclub „Kiste“ e.V. hat die Entwicklung des Bigband Festivals ermöglicht. 

Auch in diesem Jahr wird die Musik der „Giants der Bigbandmusik“ aus den 20er, 30er und 40er Jahren wieder lebendig werden. 





Sonntag, 24. September 2023

Cannstatter Volksfest - Die Festwirte

Volksfestumzug

Vorstellung der Festwirte von Stefan Betsch

Seit über 200 Jahren zieht der Volksfestumzug vom Kurpark zum, Cannstatter Wasen

Umzugsstrecke: Daimlerplatz, König-Karl-Straße, Liebenzeller Straße, Wilhelmstraße, Brunnenstraße, Marktstraße, Wilhelmsplatz, Seelbergstraße, Daimlerstraße, Wasen

In diesem Video stellt Stadtführere Stefan Betsch die Festwirte vor: 



Dienstag, 18. Juli 2023

Cannstatter Fischerstechen 2023

Cannstatter Fischerstechen 2023

Es ist wieder soweit. Am Sonntag, den 23.07.2023 ab 11 Uhr am Neckar beim Mühlgrün findet wieder das Cannstatter Fischerstechen statt. 

Das Cannstatter Fischerstechen blickt auf eine Tradition von über 300 Jahren zurück. 

Ablauf: 

16 Stecher kämpfen um trockene Füße und den Wanderpokal für den Fischerstecherkönig. Teilnehmer wie der Sauerwasserschultes Bernd-Marcel Löffler, der ev. Stadtdekan Eckhard Schulz-Berg oder die mehrmaligen Fischerstecherkönige Franz Dräbelhoff und Panajotis Delinasakis versuchen sich bis zum Schuss trocken auf der Stecherkahn-Plattform zu halten und ihre Kontrahenten in die Neckarfluten zu befördern. Spektakel, Standsicherheit, Glück und Trockenheit.

Bereichert wird die Veranstaltung zum sechsten Mal durch ein Drachenbootrennen für Vereine und Parteien, welches die Kanugesellschaft Stuttgart als Co-Veranstalter organisiert. Im Team versuchen 14-16 Paddler zum Schlagrhythmus  ihres Trommlers als schnellstes Boot ins Ziel zu kommen. Jeweils ein Steuermann sorgt dafür, dass das Team auf der 200 m Stecke dabei in der richtigen Bahn bleibt. Sprint, Teamgeist und Wimperschlagentscheidungen.

Abgerundet wird der Tag der Traditionen mit einem bunten Beiprogramm aus Musikdarbietungen, Kinderprogramm und einer Hocketse am Neckarufer beim Mühlgrün zwischen Wilhelmsbrücke und Mühlsteg. Die Hocketse startet um 11 Uhr mit dem Frühschoppen, zu dem die Jugendkapelle des MV Hofen aufspielt. Bewirtet wird das Publikum bis ca. 18.30 Uhr. Bei der musikalischen Umrahmung sind zudem der Spielmannszug und Fanfarenchor des Kübelesmarkts sowie die Band Franzi spielstark vertreten. Und die Kleinen Gäste haben ab 13 Uhr parallel beim Kinderprogramm sich bei Spiel- und Bastelaktionen auszutoben.

Der Kübelesmarkt freut sich die Bevölkerung mit seinen Helfern und Mitstreitern zu freiem Eintritt am Neckarufer bei grandiosem Wetter begrüßen zu dürfen. 



Sonntag, 2. Juli 2023

MHP-Arena in Bad Cannstatt

Die Mercedes-Benz-Arena wird zur MHP-Arena 

Neuer Stadionname durch neuen Sponsor

Wir müssen uns erneut umgewöhnen. Im Zuge des finanziellen Engagements der Porsche AG wird die Mercedes-Benz-Arena umbenannt. Ab jetzt gibt es in der Region wohl zwei MHP-Arenen. Eine für die Basketballer in Ludwigsburg und eine für die Fußballer am Wasen. Ob das zu Verwicklungen führt, ist unklar, muss aber befürchtet werden.


Dass Mercedes sich aus dem Sponsoring weitgehendst zurückzieht, war schon länger klar. Nun sind also beide großen Automobilbauer der Stadt beim VfB engagiert und Teilhaber der VfB Stuttgart 1893 AG. Dass Porsche nicht selbst den Namen stellt und von der „kleinen“ Halle nebenan auf die sechstgrößte Sportstätte deutschlands umsteigt, ist verwunderlich. Stattdessen die Beratungstochter MHP, die bereits die MHP-Riesen Ludwigsburg sponsert. Diese Firma kennt kaum jemand und die Frage ist, was Menschen, die das Stadion besuchen, damit anfangen sollen. Immerhin geht es da um Dinge wie skalierbare Ilot-Plattformen, CIO-Advisory oder Cloud Transformation. Nicht gerade Leistungen, die der Normalverbraucher im Laden kauft. Da ist ein Auto, so komplex es auch sein möge, reeller. Wer übrigens bei MHP an die mhplus denkt, geht fehl. Das ist eine Krankenkasse, die in Ludwigsburg aufreizend nahe an der MHP-Arena sitzt und den Gedanken nahelegt, das wäre dasselbe.


Das gute alte Neckarstadion

Wir haben schon verschiedene Namen für unser Stadion gehabt. Doch der Klassiker, den viele nach wie vor kennen und verwenden, ist Neckarstadion. Er verschwand, wie so viele alt-ehrwürdige Stadionnamen, als diese an Sponsoren verkauft wurden, um mehr Geld einzunehmen. Zurückbekommen werden wir das Neckarstadion wohl kaum, denn Geld bezahlt der Neckar nicht. Er fließt nur vorbei und wir werden sehen, wieviel Wasser hinunterfließt, bis wir uns an den nächsten Namen gewöhnen müssen.


Wer allerdings denkt, dass Neckarstadion der Originalname war, irrt gewaltig. Als 1933 das Reichsturnfest im neu gebauten Oval eröffnet wurde, rief der Oberbürgermeister der NSDAP eigenmächtig und ohne vorherige Abstimmung den Namen Adolf-Hitler-Kampfbahn aus. Also aufpassen und nicht leichtfertig ein Original fordern, das man nicht haben will.
Zwischenzeitlich hieß es Gottlieb-Daimler-Stadion und das war, auch angesichts der Tatsache, dass der Konzern den Namen seines Mitbegründers Daimler komplett gestrichen hat und nun Mercedes-Benz Group AG heißt, sicher keine schlechte Lösung. Danach kam die Mercedes-Benz-Arena, auch ganz ohne den genialen und ehemals in Cannstatt tätigen Daimler. Immerhin aber waren wir mit dem Mercedes-Benz Superdome in New Orleans, dem Stadion der Footballmannschaft New Orleans Saints in guter Gesellschaft. Nichts für ungut, aber da ist eine gleichlautende Sporthalle in Ludwigsburg kaum vergleichbar.


Nun also geht ein klangvoller Name und auch der Stern sowohl vom Trikot als auch vom Dach des Stadions und wird gegen eine Abkürzung mit weit weniger Pathos und Bekanntheit ausgetauscht. Vielleicht wünschen sich manche Verfechter des Neckarstadions noch die Zeit zurück, in der wir in die Mercedes-Benz-Arena gingen. Vielleicht kehrt dadurch aber auch der alte Name in mehr Münder zurück.


Von Stefan Betsch



Freitag, 26. Mai 2023

Erbsenbrunnengassenfest Bad Cannstatt

Erbsenbrunnengassenfest 

Am Samstag, 3. Juni von 15:00 bis 22:00 Uhr findet ein brandneues Fest statt, das die Kulinarik, lokale Kultur und vielfältige Musik zelebriert. 

Auf einer kleinen Bühne präsentieren talentierte Künstler abwechslungsreiche Musik aus verschiedenen Genres. Von mitreißenden Klängen bis hin zu entspannten Melodien ist für jeden Musikliebhaber etwas dabei. 

Renommierte lokale Restaurants wie die Weinstube Zaiß, die Meze Bar Pirates und das Eiscafe Gamba verwöhnen die Besucher u.a. mit Grillwürsten und schwäbischen Weinen, Bier, Cocktails und Souvlaki sowie italienischem Eis. Die gastronomische Vielfalt spiegelt die kulturelle Mischung der Altstadt wider.

Das Fest schafft eine lebendige Atmosphäre und bringt Bewohner und Besucher zusammen, um gemeinsam zu feiern. Die Altstadt wird zum pulsierenden Zentrum, in dem sich Menschen unterschiedlicher Hintergründe begegnen und die Vielfalt der Gemeinschaft feiern.

Wir laden Sie herzlich ein, dieses besondere Fest mit uns zu erleben und die einzigartige Atmosphäre der Altstadt von Bad Cannstatt zu genießen. Markieren Sie sich den 3. Juni in Ihrem Kalender und kommen Sie zwischen 15:00 und 22:00 Uhr vorbei.

Wir freuen uns auf Ihr Kommen!

Mit freundlichen Grüßen,

Bar Pirates, Eiscafe Gamba und Weinstube Zaiß



Montag, 1. Mai 2023

D'r ede vrzählt (8)

Carmen Jud, Hermann Camilli, Lidia Lupo und Ursula Weinberger (von links).


Der Monat Mai meint es gut mit uns. Die Natur zeigt sich farbenfroh, es blüht in bunten Farben, Stimmung und Wohlbefinden steigen. Der Mensch kann auch dazu beitragen, indem er pflanzt, sät und dafür Sorge trägt, dass es gedeiht. Wohl dem, der dafür einen eigenen Garten hat. Das ist nicht jedem vergönnt. Urban Gardening kommt dem Wunsch nach Gärtnern mitten in der Stadt nach. 

Und genau das ist mitten in Bad Cannstatt passiert. Dem Traum vom eigenen Gemüsegarten ist man nämlich im Hinterhof der Begegnungsstätte Brücke in der Wilhelmstraße 39 einen großen Schritt näher gekommen. Nintegra, ein gemeinnütziges Unternehmen für Integration, hat zusammen mit dem Evangelischen Verein Bad Cannstatt, finanziell gefördert von der Aktion Mensch, das Hofprojekt "Gemüsegarten" in die Tat umgesetzt. Dabei werden die Themen wie "barrierefrei gärtnern", "gemeinsam statt einsam" und "Natur hautnah erleben" mit Leben gefüllt. Im zuvor eher nicht einladend wirkenden Hinterhof wächst und gedeiht es jetzt in 20 Hochbeeten und eigentümlichen Behältnissen. 

"Die Natur gemeinschaftlich zu erleben und fröhliche Momente zu genießen - keiner hat zuvor gedacht, dass dies hier im Hof möglich ist", freute sich Claudia Degler bei der Eröffnung des Gemüsegartens. Jetzt gebe es, so die Geschäftsführerin der Evangelischen Gesellschaft, die Möglichkeit, viel Gemüse aus dem eigenen Hofbeet zu ernten, ein "Biosnack aus eigenem Anbau" sozusagen. Für Hermann Camilli von Nintegra, das zum Sozialunternehmen Neue Arbeit gehört, ist es die Erfüllung eines Traums. "Wenn Urban Gardening, dann hier", war der gelernte Landschaftsgärtner überzeugt. Noch mehr Stadtflächen könnten dafür genutzt werden, ein Anfang für eine bessere Zukunft. "Die Idee soll um sich greifen."

Unterstützung bekam Camilli und die Teilnehmenden am Projekt von Heilkräuterpädagogin Lidia Lupo von "Kräutermeute". "Sie hat sich kompetent eingebracht, engagiert und Pläne erstellt." In den gespendeten Hochbeetkisten wachsen jetzt unter anderem Salat, Erdbeeren, Radieschen, Paprika, Tomaten, Gurken, Schnittlauch, Kartoffeln, Knoblauch, Löwenzahn und Ruccola. Carmen Jud, Leiterin der Begegnungsstätte Brücke, hat dazu aufgerufen, Kurioses zum Einpflanzen zur Verfügung zu stellen - mit Erfolg. Ein Koffer, Schuhe, alte Bettpfannen und ein Nähkästchen stehen jetzt bepflanzt im Hinterhof. 



Lob für das Projekt gab es von Bezirksvorsteher Bernd-Marcel Löffler. "Der halbhübsche Hinterhof hat jetzt was. Es wurde die Möglichkeit genutzt, ihm neues Leben einzuhauchen und für gesunde Ernährung zu sorgen." Er dankte auch Hermann Camilli, der immer gute Ideen habe, innovativ und gut vernetzt sei. Damit die Ernte auch gut eingesetzt wird, dafür sorgt Ursula Weinberger, die seit drei Jahren in Bad Cannstatt die Kochschule "Die kreative Küche" in der Kühlbrunnengasse betreibt, die das Projekt ebenfalls unterstützt. 

Es wird regelmäßig Veranstaltungen in der Begegnungsstätte rund um das Thema Gemüsegarten geben und natürlich schauen die Projektteilnehmer regelmäßig nach den Hochbeeten. Schließlich soll alles wachsen und gedeihen. In zwei Pflanz- und Ernteperioden soll viel Wissen über erfolgreichen Gemüseanbau, richtiger Bodendüngung, Bearbeitung und Bewässerung, Anbautechniken und Wissen um Ökosystem vermittelt werden.


Donnerstag, 6. April 2023

D'r ede vrzählt (7) - 's 'Dudelsäckle

's 'Dudelsäckle

Schwäbisch ist die Ursprache an sich", ist sich Sabine Essinger sicher. Sie klingt "fast wia gsonga" und findet sich in Sprachen weltweit wieder. Etwa im Japanischen (Ha was sag i), im Italienischen (Va bene ohne di) oder im Englischen (Sau matsch). Sie muss es wissen, schließlich hat die Kabarettistin vom Regierungspräsidium die Heimatnadel für ihren Einsatz für die schwäbische Mundart erhalten. Die Fachfrau ist unter anderem im Verein Schwäbische Mundart aktiv, beim vom Land unterstützten Projekt "Mundart in der Schule" oder im Kulturverein 's 'Dudelsäckle.

Dieser organisiert die 26. Cannstatter Mundarttage und hat dafür das Programm zusammengestellt - wie immer unter dem Motto "schwäbisch gschwäddsd, gsonga, gspielt ond glacht". Zwischen dem 16. April und dem 17. Juni gibt es zwölf Programmpunkte. "Erstmals beteiligt sind die Begegnungsstätten der Steiggemeinde, des Hauses St. Monika und die Cannstatter Brücke", freut sich Dudelsäckle-Vorstand Peter Hinderer. Den Auftakt bildet am Sonntag, 16. April, um 9.30 Uhr die Schwäbische Kirch' mit Pfarrer Manfred Mergel in der Steigkirche, Auf der Steig 1, zum Thema "Dent gut mitnander". Der Mundartgottesdienst wird gesanglich und musikalisch (mit dem Dudelsack) begleitet von Sabine Essinger. 

Einen Tag später hält der Hofener Ortschronist und Neckarguide Wolfgang Zwinz in der ökumenischen Begegnungsstätte der Steiggemeinde im Matthias-Claudius-Haus, Auf der Steig 23, einen Vortrag über den Max-Eyth-See "Von der Kiesgrube zum beliebten Naherholungsgebiet". Zwinz, immer auf der Suche nach Alleinstellungsmerkmalen, ist der Geschichte des Max-Eyth-Sees nachgegangen und geht auch auf die Lebensgeschichte des cleveren Schwaben Karl Epple nach, der die Kiesgrube zum Stausee und späteren Naherholungsgebiet umwandelte. "Er hat damit viel Kies gemacht", sagt Zwinz augenzwinkernd. Mehr als 100 Bilder aus verschiedenen Archiven, Postkarten und Privatfotos begleiten den knapp einstündigen Vortrag. 

Am Sonntag, 23. April, bietet Sabine Essinger ab 17.45 Uhr im Gasthaus Rössle, Arnoldstraße 3 in Mühlhausen, schwäbisches Kabarett mit ihrem Programm "Fifteen Shades of Fleischles". Sie setzt dabei auch auf Unterstützung des Publikums. "I frei me uff Euch, vor ällem wenn Ihr au ebbes Schwäbisches beitraga dädat, wenn meine Fleischles-Mädle fertig send." 

Am 26. April, stehen um 15 Uhr in der Begegnungsstätte Brücke, Wilhelmstraße 39, Lieder von Bertram Schleicher ("Da ben i dahoim") auf dem Programm. Am Freitag, 5. Mai, covert  Des Duo um 15.15 Uhr im Haus St. Monika, Seeadlerstraße 7, Poptitel ab den 60er Jahren mittels Gesang und Klavier mit heiter bis nachdenklichen schwäbischen Texten. Am  8. Mai präsentiert Friedel Kehrer in der ökumenischen Begegnungsstätte, Auf der Steig 23, "Sacha ond Saechla zom Lacha ond Laechla".

"Wir freuen uns, dass wir Bernd Kohlhepp mit seinem tiefgründigen Humor, der auch aus dem Stehgreif  den Dialog mit dem Publikum aufnimmt, für die Mundarttage gewinnen konnten", sagt Dieter Pahle vom Dudelsäckle. Kohlhepp gastiert mit seinem Programm "Hämmerle kommt" am Freitag, 12. Mai, um 20 Uhr im Haus am See, Mühlhauser Straße 311. Die Weinwanderung "Der Mai ist gekommen, die Rebblüten schlagen aus" mit Raimund Stetter am 13. Mai ist bereits ausgebucht. Lustiges und Nachdenkliches auf Schwäbisch bietet Buddy Bosch am Freitag, 26. Mai, in der nachbar, am Römerkastell 73, um 20 Uhr. 

Bernhard Leibelt liefert am Mittwoch, 31. Mai, um 15 Uhr den reichlich bebilderten Vortrag "Geschichten aus Stuttgarts Geschichte: Stuttgarts Schokoladenseite" in der Begegnungsstätte Brücke. Das Motto dabei: "Eszet, Moser, Ritter - von Vollmilch bis Zartbitter". Am 2. Juni heißt es um 15.15 Uhr im Haus St. Monika  "Weil Liebe eine Rose ist..." Raffael König trägt Schlager der 70er und 80er Jahr vor. Den Abschluss der Mundarttage bildet ein Open-Air-Konzert im Biergarten Neckarblick in Hofen, Wertweg 11, am 17. Juni. Schtraitlsalts sorgen ab 18.30 Uhr für Schwobarock.   

Unterstützt wird 's Dudelsäckle vom Förderverein Schwäbischer Dialekt, dem Verein schwäbische Mundart, dem evangelischen Verein Bad Cannstatt, gefördert werden einzelne Veranstaltungen von den Bezirksbeiräten Bad Cannstatt und Mühlhausen. Bis auf den Auftritt von Bernd Kohlhepp, der 15 Euro Eintritt kostet, sind die anderen Veranstaltungen frei. Bei manchen geht der Künstlerhut um. Alle Termine und Infos dazu sowie Reservierungsmöglichkeiten finden sich unter www.dudelsaeckle.de. Flyer zu den Mundarttagen gibt es an den beteiligten Veranstaltungsorten.

Wolfgang Zwinz, Sabine Essinger, Peter Hinderer und Dieter Pahle (von links) freuen sich auf die Mundarttage.

Sonntag, 2. April 2023

D'r ede vrzählt (6) - Cannstatter Termine 2023

Musik, Wein und mehr...

Die Tage werden länger, die Temperaturen steigen. Da drängt es einen unweigerlich ins Freie. Der Verein Die Altstadt Bad Cannstatt (ABC) kommt dem Verlangen mit einigen Veranstaltungen im Zentrum Bad Cannstatts entgegen. Los geht der Reigen am Wochenende 22./23. April mit Musik und Wein. An fünf Plätzen - dem Marktplatz, vor dem Alten Rathaus, am Jakobsbrunnen, am Erbsenbrunnen und am Jakob-Heine-Platz - wird es an beiden Tagen jeweils von 11 bis 20 Uhr Musik unterschiedlicher Couleur geben. Natürlich ist auch für Speis und Trank gesorgt. Am 23. April haben zudem beim verkaufsoffenen Sonntag die Läden der Altstadt von 13 bis 18 Uhr geöffnet. 

Neu im Programm ist das Erbsenbrunnengassenfest. "Da werden die gesamte Gasse und der Jakob-Heine-Platz bespielt", verspricht ABC-Sprecher Dirk Strohm. Premiere des schwäbisch-griechisch-italienischen Abends ist am Samstag, 3. Juni, in der Erbsenbrunnengasse. Am Freitag nach den Pfingstferien, am 16.Juni, ist endlich wieder soweit. Der beliebte Abendmarkt auf dem Marktplatz lädt wieder von 17 bis 22 Uhr zum Verweilen, Tratschen, Essen und Trinken ein. Zehn Veranstaltungen sind 2023 vorgesehen, am Freitag, 18. August, endet der beliebte Start ins Wochenende, der 2015 erstmals für Belebung der Altstadt sorgte und sich schnell zum Publikumsmagnet entwickelt hat. Bezirksvorsteher Bernd-Marcel Löffler, Dirk Strohm und die damalige Stadtteilmanagerin Mareike Merx hatten im Jahr zuvor den Abendmarkt in Radolfzell besucht und kehrten sehr angetan wieder zurück. Das wäre was für Bad Cannstatt, waren sie überzeugt - und hatten damit recht. Am diesjährigen Programm wird derzeit noch gearbeitet. Gedacht ist auch an Kooperationen. Dirk Strohm kann sich zudem vorstellen, dass an einem Termin die Reihe "Cannstatt tanzt" integriert wird. Diese hatten die Netzwerkerinnen Bad Cannstatt ins Leben gerufen und donnerstags den Marktplatz mit Leben gefüllt. "Es wäre schade, wenn diese Veranstaltung ganz verschwindet."

Der zweite verkaufsoffene Sonntag findet nach dem Volksfestumzug am 24. September von 13 bis 18 Uhr statt, der dritte am Sonntag, 12. November, zusammen mit dem Martinstag und der Tonart. Was zudem veranstaltungsmäßig in Bad Cannstatt los ist, hat der Verein auf einem Kalender festgehalten, der in einzelnen Läden und der Galerie Keim ausliegt. Der Verein stemmt die Veranstaltungen komplett selbst, betont Strohm. 

von Edgar Rehberger





Mittwoch, 29. März 2023

D'r ede vrzählt (5) - Erich Schmeckenbecher

Erich Schmeckenbecher - der Zugpfeifenhansel

Erich Schmeckenbecher wird am 31. März 70 Jahre alt. Erich wer? wird sich mancher fragen. Besser bekannt ist der gebürtige Cannstatter als eine Hälfte des Duos Zupfgeigenhansel. Zusammen mit Thomas Friz erspielte er sich in den 70er und 80er Jahren über die Landesgrenzen hinaus einen sehr guten Ruf in den Folkszene. Knapp eine Million Tonträger verkaufte das Duo.

Zupfgeigenhansel gilt als Wegbereiter für ein neues Volkslied-Empfinden. Wobei Musikantenstadl und Volkslied nicht viel gemein haben, betont der Cannstatter, der inzwischen in Lorch lebt und für sein Album „Leben ist Poesie“ zum 30-jährigen Bühnenjubiläum den Preis der Deutschen Schallplattenkritik erhielt. Für Schmeckenbecher hat Volkslied überhaupt nichts mit Heimattümelei und Unkritischem zu tun. Mit einem kleinen Buchstabentausch wird aus Volkslied schnell Volksleid. Die Lieder seien von Menschen gesungen worden, denen das Leben schwer gemacht wurde und die auf eine bessere Zukunft hofften.

Gewachsene Lieder, die er und sein kongenialer Partner Thomas Friz mit dem Duo Zupfgeigenhansel 1972 wiederbelebten. Ein Versuch, der von anderen erst sehr skeptisch beurteilt, dann aber mit riesigem Erfolg belohnt wurde. „Wir haben die Lieder mit Offbeat kombiniert“, erklärt Schmeckenbecher. Dadurch entstand Folk-Musik in Deutschland, wie sie in den USA bereits seit den 60er-Jahren populär war. Die Szene war begeistert und diese war in den 70er-Jahren sehr groß. „Volkslieder I“ war das erste Album, das 1976 erschien, fünf weitere folgten. Den größten Erfolg feierte das Duo mit einer Schallplatte mit jiddischen Liedern – obwohl beide mit der jüdischen Kultur nichts zu tun hatten. Doch die Resonanz war wieder enorm. „Wir haben sogar Zuspruch von der jüdischen Gemeinde in New York bekommen“, erinnert sich Erich Schmeckenbecher.

Dem Mann sitzt der Schalk im Nacken und blitzt ihm aus den Augen. Erich Schmeckenbecher ist nicht nur ein begnadeter Musiker – er singt, spielt unter anderem Akkordeon, Gitarre, Mandoline und Mundharmonika – sondern auch ein überaus kritischer Geist. Was dem überzeugten Romantiker - er hat tonnenweise Bücher über Romantik verschlungen - überhaupt nicht passt, ist die Kommerzialisierung des gesamten Lebens. „Pragmanten“ nennt er eindimensionale Materialisten, denen es nur um Kommerz geht, aber nicht ums Wesentliche. „Die haben den Schuss nicht gehört.“ Sein bitteres Fazit zu verlogenen Auswüchsen, die er auch im Kulturbetrieb registriert: „Wahr ist, was nutzt“. Schmeckenbecher setzt mehr auf den Hinter-den-Vorhang-schauen.

Der Musiker, Komponist, Produzent und Texter sieht sich auch als politischen Menschen, „aber nicht parteipolitisch“. Es gebe nichts Besseres als Demokratie. „Aber die muss erarbeitet werden.“ Mehr von „wir bräuchten“ statt „ich will“. Man müsse die Vernunft wieder zur Vernunft bringen. Er trennt nicht zwischen Bühnen- und Privatmensch. Schmeckenbecher ist immer Schmeckenbecher. Ein wohlklingender Künstlername kam daher nicht in Frage.“ Ich bin auf Augenhöhe mit meiner eigenen Identität.“ Gerne bringt er Licht ins Dunkel. „Denn die im Dunkeln mag ich nicht.“ Natürlich sei er ein Weltverbesserer, „das sollten alle sein“.

Er hat die Klezmer-Szene mitangestoßen, sich mit Erich und das Polk der Polka angenommen, sich einen Namen mit Vertonungen von historischen Texten sowie mit Melodien zu Gedichten von Heine, Goethe, Schiller oder Graßhoff gemacht. „Ich habe ein Faible, über die Welt zu philosophieren, nachzudenken.“ Oder zu musizieren - sein künstlerisches Output.

Zum 30-jährigen Bühnenjubiläum 2004 hat er ein großes Fest im Theaterhaus auf die Beine gestellt mit illustren Gästen wie Hannes Wader, Konstantin Wecker, Klaus Lage, Lydie Auvrey und Liederjan. Seinen 60. Geburtstag hat er daher ruhig gefeiert. Zu seinem 70. Geburtstag werden zwei seiner Alben, „Vogel Sehnsucht“ und „Aquarium“, neu veröffentlicht. Außerdem haben sich 50 Musiker aller Genres an dem Projekt „A Tribute To Zupfgeigenhansel“ beteiligt, das ebenfalls zum 31. März erscheint. Darauf werden die bekanntesten Songs des Duos neu interpretiert. Teilweise „stilecht“ „folkig“ teilweise auch von Bands aus ganz anderen Genres: Die Punker von NoRMAhl zum Beispiel haben sich das „Waldfest“ vorgenommen, Die Historocker von Feuerschwanz „Es wollt ein Bauer früh aufstehn“. Ein Song darauf stammt nicht von Erich & Co: „Zupfe Hansel Deine Geige“, getextet vom Publizisten Edi Max komponiert von Fabian Mroz a.k.a Mr Fabulous, der auch bei den großen Zupfgeigenhanse-–Konzerten am 22.und 23. Oktober 2022 in Lorch dabei war. Interpretiert von „Steffi und den Allgäuer Liedermachern“ würdigt das Werk der beiden auf ganz eigene Art.

Erst im vergangenen Jahr war eine Werkausgabe zum 50. Jubiläum von Zupfgeigenhansel veröffentlicht worden, die vom Musikmagazin MusiX als „beste Veröffentlichung des Jahres“ bezeichnet wurde. „Miteinander: 50 Jahre 70 Lieder“ erschien auf drei CDs, unterteilt nach Studioaufnahmen, großen Konzerten und Auftritten in kleinen Clubs. Nach Langspielplatten und CDs läuft die Musik von Zupfgeigenhansel mittlerweile auch im Internet. Innerhalb nur eines Jahres wurde ihr Lied „Ich bin Soldat doch bin ich es nicht gerne“ rund drei Millionen Mal auf Spotify oder Youtube aufgerufen – wahrscheinlich im Zusammenhang mit dem Krieg in der Ukraine.

Ans Aufhören denkt Erich Schmeckenbecher nicht. Weitere musikalische Projekte stehen bereits an. Und so darf man hoffen, dass man von Erich Schmeckenbecher in Zukunft weiter Neues hört, er keine Ruhe geben wird und sich zu Wort meldet.


                                           Alles Gute Erich Schmeckenbecher.

Sonntag, 26. März 2023

Cannstatter Industriegeschichten

Die Geschichte der Industrie in Bad Cannstatt

Bad Cannstatt hat viele Erfolgsgeschichten. Die zentrale Lage und die Nähe zum Wasser eignete sich ideal als Standort. Anfang des 18.Jahrhunderts wandelte sich Cannstatt von der Kur- und Bäderstadt zum Industriestandort.

Eine Sonderausstellung mit Firmenbiografien, Bildern und Objekten im Stadtmuseum, unterstützt von Pro Alt Cannstatt, zeigt die Vielfalt industrieller Produkte, die in Cannstatt hergestellt wurden und werden.





Dienstag, 28. Februar 2023

D'r ede vrzählt (4) - angekündigten und versprochenen Vorhaben in Cannstatt

Versprochenen Vorhaben in Cannstatt

Es ist jetzt schon eine Weile her, dass ich an dieser Stelle etwas "vrzählt" habe. Aber ganz ehrlich: mir war einfach nicht danach. Seitdem hat sich aber einiges getan - auch in Bad Cannstatt. 

Man kann es kaum glauben, aber das Kaufhof-Gebäude ist weg. Ich habe mich immer noch nicht daran gewöhnt. Und es wird wohl auch noch eine Weile brauchen. Oder ist es nicht doch besser, sich an diese Brache erst gar nicht zu gewöhnen. Zumal sich inzwischen ja sogar die schwierigen Grundbesitzverhältnisse geändert haben und es jetzt mit einer neuen Gestaltung losgehen kann. Das Areal gehört jetzt komplett der LBBW Immobilien-Gruppe und soll möglichst zügig bebaut werden. Vorgesehen sind Einzelhandel, Wohnungen und Büros. Ende 2024 soll es starten. 

Das wäre erfreulich. Doch in mir erhebt sich der Zeigefinger. Moment, war da nicht etwas? Schon zu oft wurden diverse Vorhaben mit zeitnaher Umsetzung angekündigt, passiert ist wenig bis gar nix. In der Landeshauptstadt, so scheint es, dauert alles länger. Da gehen die Uhren anders. Was allerdings nichts mit südländischer Gelassenheit zu tun hat, sondern vielmehr mit deutscher Bürokratie, Überlastung der Behörden, fehlendem Fachpersonal, knapper Kassen, verpassten Fristen ... 

Die Liste der angekündigten und versprochenen Vorhaben ist lang, man denke etwa an die Möblierung der Marktstraße, an das Leitsystem für die Altstadt oder das Projekt Stadt am Fluss mit dem Beispiel Hechtkopf an der Hofener Straße. Im Bezirksbeirat wurden schon mehrfach Pläne dazu vorgestellt, gutgeheißen, eine Umsetzung in Aussicht gestellt. Seit Jahren aber wird das Projekt aufgeschoben. Wie es anders geht, zeigt die Gemeinde Remseck. Dort wurde ein ähnliches Projekt viel später in Angriff genommen und bereits umgesetzt. 


Der Nachbarstadtbezirk Münster wartet gar seit Jahrzehnten auf einen Steg über die Bahngleise ins Zuckerfabrik-Areal. Ich kann mich an Pläne und Modelle aus den 1990ern erinnern. Ob es jemals zu einer Realisierung kommt? Es könne ja Wetten abgeschlossen werden, welches der beiden Projekte - Kaufhof-Areal oder Steg - zuerst umgesetzt werden. 

Jetzt wollen wir mal nicht zu sarkastisch sein, sondern positiv denken und an das Gute glauben. Denn die Hoffnung stirbt zuletzt. Freuen wir uns auf eine Neugestaltung am Wilhelmsplatz - wann auch immer. 

Dienstag, 14. Februar 2023

Fasnet Bad Cannstatt 2023


Termine

16. Februar, Scmotziger Donnerschdag

  • 10.00 Uhr Närrischer Wochenmarkt
  • 17.30 Uhr Rathaussturm mit Festspiel
  • 19.00 Uhr Kübelesrennen auf dem Marktplatz, danach ROMZIEHA durch die Altstadt

18. Februar, Fasnetssamschdag

  • 13.00 Uhr Kinderküblerball
  • 20.11 Uhr Großer Küblerball

19. Februar, Fasnetssonndag

  • 16.00 Uhr Felbenbeschneidung am Mühlgrün mit Festspiel Felbensaga, Umzug zur Stadtkirche
  • 18.00 Uhr Fastnachtsgottesdienst in der Stadtkirche

20. Februar, Fasnetsmontag

  • 12.30 Uhr Fasnetsausrufen und Straßenfasnet
  • 16.30 Uhr Närrisches Tribunal in der Küblergasse
  • 19.30 Uhr Schnurren und Schnitzelbänk in Lokalen der Altstadt

21. Februar, Fasnetsdienschdag

  • 09:00 Uhr Närrisches Wecken
  • 12.00 Uhr Geizigrufen in der Marktstraße
  • 14.30 Uhr Kinderumzug durch die Altstadt
  • 15:00 Uhr Wurstsegen und Spielstände für die Kleinen
  • 18.00 Uhr Brunnengeistversenken am Jakobsbrunnen
  • 23.45 Uhr Trauermarsch zur Wilhelmsbrücke
  • 24.00 Uhr Fastnachtsverbrennsäufung

Küblerfasnet 2023

Fasnet in Bad Cannstatt - Ablauf 2023

Man kann es kaum glauben, es ist Fasnet und sie findet statt!

Am Donnerstag ist Schmotziger Donnerstag und die „heiße Phase“ beginnt, die Haupttage der Fasnet vom Schmotzigen bis zum Aschermittwoch. Welch eine Freude.

Seit dem traditionellen Fasnetsauftakt am 6. Januar mit dem Maskenabstauben standen bereits einige traditionelle Kübler-Veranstaltungen wie das Honoratio- rentreffen und der Bauernball auf dem Programm. Die letzten drei Wochen wurde zudem die Landschaftstreffen Oberschwaben-Allgäu in Tettnang, Donau in Sigmaringen und Hochrhein in Tiengen besucht und mit Narren und ihren Gästen Fasnet gefeiert und gepflegt.

Nun folgt im traditionellen Veranstaltungskalender der Kübler die eigene Fasnet in den heimischen Gassen der Cannstatter Altstadt. In der mit Wimpelket- ten geschmückt Sauerwasserstadt ziehen die Felben, Waschweiber und Hemdglonker am Schmotzigen Donnerstag 2023 auf, um das Alten Rathaus zu Stürmen und den Narrenbaum zu Stellen. Ist die Macht im Rathaus übernommen, so kann das Kübelesrennen auf dem kompletten Marktplatz mit einem närrischen Parcours zur Belustigung des schadensfrohen Publikums starten.

Am Fasnetssamstag laden die Kübler zum Kinderküblerball in den Großen Kursaal ein, indem am Abend dann das Küblerfasnetsfest stattfindet. Da das zurückhaltend geplant hat, wird es einen „Küblerball Light“ geben, bei dem zum traditionellen Programm DJ-Musik geben wird. 2024 wird im Großen Kursaal dann der Große Küblerball wieder im gewohnten Gewand die Fasnet bereichern.

Nach gut informierten Kreisen, ist zu erwarten, dass der Sauerwasserschultes Max Löffler nach seiner Absetzung am SchmoDo in den darauf folgenden Ta- gen zum „Schaffa“ erneut an seinen Schreibtisch zurückkehrt. Deshalb wird er sich am Fasnetsmontag um 17.45 Uhr abermals vor dem Cannstatter Tribunal rechtfertigen müssen. Im Anschluss geht es dann direkt ins Schnurren und Schnitzelbänk über. Teilnehmen werden neben den Küblern zahlreiche Narren und närrische Gruppen aus den Stuttgarter Stadtteilen und der Umgebung.

Abgerundet wird die Küblerfasnet 2023 mit der Felben-Saga und dem Närri- schen Gottesdienst am Fasnetssonntag. Und am Fasnetsdienstag mit dem Gei- zigrufen, dem Kleinen Rathaus, dem Kinderumzug bis hin zur Fasnetsver- brennsäufung als Schlusspunkt der Fasnet 2023.

Das Kleine Rathaus, die närrische Küblerratssitzung am Fasnetsdienstag, wird heuer zum 50. Mal in der Weinstube Zaiß abgehalten. Hierher wurde es nach einigen Jahrzehnten in der Schreinerei her verlegt. Und traditionell wird es sich der Oberbürgermeister und andere Lokalprominenz nicht nehmen lassen, hier- zu einen närrischen Beitrag zu leisten.

ARRI - NARRO - AHOI Panajotis Delinasakis, Pressereferent Kübelesmarkt Bad Cannstatt e.V.

www.kuebelesmarkt.de www.cannstatter-mundarttage.de




Donnerstag, 5. Januar 2023

Fasnet Bad Cannstatt 2023

Cannstatter Fasnet

Die Fasnet steht vor der Tür und alle traditionellen Programmpunkte können in diesem Jahr nun endlich wieder stattfinden. 

Am 6. Januar 2023 wird es somit ab 6.01 Uhr im Küblerhaus, dem Zunfthaus der Kübler, in der Küblergasse das Maskenabstauben mit Brunnengeistwecken sowie der Taufe der neuen und Jubiläums-Hästräger geben.

Aufgrund der zweijährigen Zwangsabstinenz gar es einen gewissen Rückstau, so dass in diesem Jahr sage uns schreibe 40 Täuflinge zusammenkommen. Fünfzehn neue Hästräger, zehn 10-jährige und fünfzehn 25-jährige Hästräger. Zehn Jungnarren, die in den Corona-Jahren ihr 18tes Lebensjahr erreicht und somit vom Narrensamen zum umfänglichen Narren übergetreten wären, haben sich erstmals eine „Auszeit“ genommen.

Der Taufmarathon kann auch dank des in Cannstatt vorhandenen zweitgrößten Mineralwasservorkommens in Europa durchgeführt werden, denn es werden hierfür bisher nie dagewesene Mengen an Sauerwasser benötigt.  😊