Carmen Jud, Hermann Camilli, Lidia Lupo und Ursula Weinberger (von links).
Der Monat Mai meint es gut mit uns. Die Natur zeigt sich farbenfroh, es blüht in bunten Farben, Stimmung und Wohlbefinden steigen. Der Mensch kann auch dazu beitragen, indem er pflanzt, sät und dafür Sorge trägt, dass es gedeiht. Wohl dem, der dafür einen eigenen Garten hat. Das ist nicht jedem vergönnt. Urban Gardening kommt dem Wunsch nach Gärtnern mitten in der Stadt nach.
Und genau das ist mitten in Bad Cannstatt passiert. Dem Traum vom eigenen Gemüsegarten ist man nämlich im Hinterhof der Begegnungsstätte Brücke in der Wilhelmstraße 39 einen großen Schritt näher gekommen. Nintegra, ein gemeinnütziges Unternehmen für Integration, hat zusammen mit dem Evangelischen Verein Bad Cannstatt, finanziell gefördert von der Aktion Mensch, das Hofprojekt "Gemüsegarten" in die Tat umgesetzt. Dabei werden die Themen wie "barrierefrei gärtnern", "gemeinsam statt einsam" und "Natur hautnah erleben" mit Leben gefüllt. Im zuvor eher nicht einladend wirkenden Hinterhof wächst und gedeiht es jetzt in 20 Hochbeeten und eigentümlichen Behältnissen.
"Die Natur gemeinschaftlich zu erleben und fröhliche Momente zu genießen - keiner hat zuvor gedacht, dass dies hier im Hof möglich ist", freute sich Claudia Degler bei der Eröffnung des Gemüsegartens. Jetzt gebe es, so die Geschäftsführerin der Evangelischen Gesellschaft, die Möglichkeit, viel Gemüse aus dem eigenen Hofbeet zu ernten, ein "Biosnack aus eigenem Anbau" sozusagen. Für Hermann Camilli von Nintegra, das zum Sozialunternehmen Neue Arbeit gehört, ist es die Erfüllung eines Traums. "Wenn Urban Gardening, dann hier", war der gelernte Landschaftsgärtner überzeugt. Noch mehr Stadtflächen könnten dafür genutzt werden, ein Anfang für eine bessere Zukunft. "Die Idee soll um sich greifen."
Unterstützung bekam Camilli und die Teilnehmenden am Projekt von Heilkräuterpädagogin Lidia Lupo von "Kräutermeute". "Sie hat sich kompetent eingebracht, engagiert und Pläne erstellt." In den gespendeten Hochbeetkisten wachsen jetzt unter anderem Salat, Erdbeeren, Radieschen, Paprika, Tomaten, Gurken, Schnittlauch, Kartoffeln, Knoblauch, Löwenzahn und Ruccola. Carmen Jud, Leiterin der Begegnungsstätte Brücke, hat dazu aufgerufen, Kurioses zum Einpflanzen zur Verfügung zu stellen - mit Erfolg. Ein Koffer, Schuhe, alte Bettpfannen und ein Nähkästchen stehen jetzt bepflanzt im Hinterhof.
Lob für das Projekt gab es von Bezirksvorsteher Bernd-Marcel Löffler. "Der halbhübsche Hinterhof hat jetzt was. Es wurde die Möglichkeit genutzt, ihm neues Leben einzuhauchen und für gesunde Ernährung zu sorgen." Er dankte auch Hermann Camilli, der immer gute Ideen habe, innovativ und gut vernetzt sei. Damit die Ernte auch gut eingesetzt wird, dafür sorgt Ursula Weinberger, die seit drei Jahren in Bad Cannstatt die Kochschule "Die kreative Küche" in der Kühlbrunnengasse betreibt, die das Projekt ebenfalls unterstützt.
Es wird regelmäßig Veranstaltungen in der Begegnungsstätte rund um das Thema Gemüsegarten geben und natürlich schauen die Projektteilnehmer regelmäßig nach den Hochbeeten. Schließlich soll alles wachsen und gedeihen. In zwei Pflanz- und Ernteperioden soll viel Wissen über
erfolgreichen Gemüseanbau, richtiger Bodendüngung,
Bearbeitung und Bewässerung, Anbautechniken und
Wissen um Ökosystem vermittelt werden.