Donnerstag, 4. September 2025

American Football in Bad Cannstatt

Finale Dahoim

Die Stuttgart Surge spielt in der MHP-Arena um die europäische Meisterschaft im American Footbal

Das Championship Game der European League Of Football (ELF) findet dieses Jahr in Stuttgart statt. Da die Finalspielorte wechseln, ist dies die einzigartige Gelegenheit für die Stuttgart Surge zu einem Finale dahoim. Ein besonderes Highlight für alle, die sich das Spiel im Stadion anschauen: In der ersten Halbzeitshow der ELF-Geschichte spielt niemand Geringerer als die Fantastischen Vier auf einer Bühne in der Cannstatter Kurve.
Nach der dritten grandiosen Saison in Folge (2023 Vizemeister, 2024 Halbfinalist) ist es der Surge gelungen, ein zweites Mal ins Finalspiel einzuziehen und hat damit wohl das größte Saisonziel erreicht. Zuerst haben die Stuttgarter souverän die Division West (ähnlich einer Turniergruppe im Fußball) mit zehn Siegen zu zwei Niederlagen gewonnen. Das hätte fast zum direkten Halbfinaleinzug gereicht, aber man musste als drittbeste Mannschaft aller Divisions ins Viertelfinale der Playoffs und gewann das Heimspiel gegen die Madrid Bravos überlegen mit 41:17. Anschließend folgte das Halbfinale auswärts gegen die gesetzten Munich Ravens (11:1 Siege). Anders als im Ligaspiel zuvor, das die Surge mit nur drei Punkten Unterschied verloren hatte, setzten sie sich nach der Halbzeit entscheidend mit zwei Touchdowns Vorsprung ab und gewannen gegen die Münchner mit 27:13. Nun geht es darum, „den Sack zuzumachen“.
Im Finale treffen sie auf die Vienna Vikings, die sie 2023 im Halbfinale ausgeschaltet hatten. Die Österreicher haben also noch eine Rechnung mit uns offen. Aber nach der bärenstarken Saison und zwei souveränen Playoffsiegen muss sich die Mannschaft um Coach Jordan Neuman und Quarterback Reilly Hennessey vor niemandem verstecken. Hinzu kommt der Heimvorteil, dieses Mal im großen Stadion in Bad Cannstatt, wo man zu Gast beim befreundeten VfB Stuttgart ist. Dessen Mitglieder bekommen Rabatt fürs Endspiel. Schon vor dem Halbfinale waren 25.000 Tickets verkauft und das dürfte und sollte jetzt noch mehr werden.
Ohne Stehplätze passen in die MHP-Arena 54.000 Zuschauer und je mehr die Surge anfeuern, desto besser. Immerhin wird das Publikum bei Heimspielen vor allem dann wichtig, wenn der Gegner Spielzüge abspricht und die Lautstärke von den Rängen dieses Vorhaben erschwert. Ein volles Stadion wäre also nicht nur eine tolle und würdige Kulisse sowie ein starkes Signal aus Stuttgart über die im Fernsehen übertragene Finalpartie. Es wäre auch die richtige Unterstützung, um den Titel endlich nach Stuttgart zu holen. 
Wer aus Unkenntnis des zugegeben nicht einfachen Regelwerks davor zurückschreckt, ins Stadion zu kommen und sich dieses Spektakel in der großen Arena anzuschauen, hier eine kleine Regelkunde: American Football ist, wie Kommentator Frank Buschmann zu sagen pflegt, Schach mit Kühlschränken. Das heißt, es ist ein sehr taktisches Spiel mit meist sehr großen und athletischen Spielern. Der Kader ist mit einer Mannschaft von ca. 70 stattlichen Männern viel größer als zum Beispiel beim Fußball und das wird vor allem in der Kabine einer Fußballarena gerne etwas kuschelig. Die Mannschaftsgröße kommt von den verschiedenen Teilteams, allen voran einer Offensive (Offence Line) und einer Defensive (Defence Line) mit komplett anderer Besetzung. Hinzu kommen die Special Teams für den Kick Off (Anstoß), die Field Goals, also die Torschüsse und generell immer, wenn der Ball gekickt wird.
Im Grunde geht es darum, den Ball (das Ei) in vier Versuchen über zehn Yards nach vorne zu transportieren, was die Defensive des Gegners zu verhindern versucht. Pro Spielzug darf der Ball ein einziges Mal nach vorne geworfen werden (Passspielzug) und sonst wie im Rugby nur nach hinten. Ein Laufspielzug bedeutet, dass der Ball direkt übergeben und nach vorne getragen wird. Der Ballverteiler in der Mitte heißt Quarterback. Die einzelnen Yards sind auf dem Spielfeld eingezeichnet, so dass man sich gut orientieren kann. Gelingt es der Offence Line nicht, in vier Versuchen die zehn Yards zu überwinden, bekommt der Gegner den Ball. Darum wird beim vierten Versuch oft ein Kick ausgeführt. Entweder, um den Ball weit in die Hälfte des Gegners zu befördern (Punt) oder ihn in das gegnerische Tor zu befördern, das aus zwei Stangen in Form eines Ypsilon besteht. Das nennt man Field Goal und gibt drei Punkte.
Wird der Ball in die Endzone vor dem Tor getragen oder dort gefangen, ist das ein Touchdown und das ergibt sechs Punkte. Der anschließende Kick ins Tor gibt einen Extrapunkt. Wenn die Mannschaft nach dem Touchdown einen zweiten versucht und schafft, sind das zwei Extrapunkte (Two Point Conversion). Das Gute: Die richtig großen Spielzüge erkennen auch Laien und die Athletik und die Spannung sind beeindruckend.
Alles andere sind viele Details, die für den Anfang nicht so wichtig sind. Das Gute: Dass der Schiedsrichter seine Entscheidungen über die Stadionanlage verkündet, hat hier Tradition und hilft. Das passiert meist, nachdem einer der Unparteiischen seine gelbe Flagge aufs Feld geworfen hat und eine Strafe für ein Team folgt. Außerdem kann der Trainer eine rote Flagge werfen und den Schiri zum Videobeweis zwingen.
Ob man nun alles versteht oder nicht, es ist auf jeden Fall ein Riesenspektakel mit einem Sonderkonzert der Fanta Vier. Hier ist der Link für die Tickets: https://www.ticketmaster.de/event/european-league-of-football-championship-game-2025-tickets/545691 


Bild: Stuttgart Surge / Svenja Sabatini, hochgeladen von Stefan Betsch



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