Mittwoch, 22. Februar 2017

Regenwaldscheine aus Indonesien

Propperes Ferkel der seltenen Hirscheber erkundet die Welt

Die kleine Citra scheint, das Glücksschweinchen der Wilhelma 2017 zu sein. Das Ferkel der äußerst seltenen Hirscheber aus Indonesien kam zwar nicht zu Neujahr, sondern genau eine Woche später auf die Welt. Doch groß ist die Freude in der Wilhelma, dass das Ferkel gesund und munter ist. Jetzt zeigt es sich bei milderen Temperaturen erstmals den Besuchern.




„Die Mutter Cinta war schon drei, vier Tage über die Zeit“, berichtet Tierpfleger Daniel Idler, „sie lief den ganzen Tag auf und ab, aber es passierte nichts. Deshalb hatten wir etwas Sorge. Weil sie recht dick war, hatten wir sogar Zwillinge für möglich gehalten.“ Doch dann zeigte sich, dass es nur ein einzelnes Ferkel war, das sich so lange bitten ließ – dafür ein mit 853 Gramm Geburtsgewicht recht propperes Mädchen. Sonst reichen die Jungtiere bei Hirschebern nur knapp an die 800 Gramm heran. „Es ist das kräftigste Ferkel, das unser Zuchtpaar bisher bekommen hat“, sagt Idler. „Und es macht sich super. Das Jungtier hat gleich begonnen, bei der Mutter zu trinken, und nimmt jeden Tag etwas zu.“ Mittlerweile bringt es schon fünf Kilo auf die Waage. Das muntere Regenwaldschweinchen hat mit Citra einen Namen erhalten, der aus der indonesischen Heimat stammt und mit demselben Buchstaben anfängt wie der seiner Mutter.




Cinta erweist sich als sehr fürsorgliche Mutter. Bei ihrem ersten Nachwuchs 2015 war alles noch ungewohnt für sie. Jetzt geht sie ganz in ihrer Rolle auf: „Sie achtet immer auf das Ferkel, säugt es bereitwillig und verteidigt es, wenn sich jemand nähert, selbst gegen Artgenossen“, berichtet der Pfleger. Sie frisst und trinkt im Moment weniger. „Sie ist voll und ganz damit beschäftigt, sich um das Ferkel zu kümmern“, so Idler. Sie stand aber vorher gut im Futter und hat daher einige Reserven. Derzeit kommt sie auf rund 65 Kilo – ähnlich wie der Eber Salem. Bis zu dieser Gewichtsklasse hat das Neugeborene einen weiten Weg. Anfangs blieb es im Stall, auch weil der Januar sehr kalt war. Inzwischen ist das Wetter milder und die Mutter Cinta ruhiger: Da steht der nächste Schritt an. „Weil sich das Ferkel so toll entwickelt, können wir es nun auf die Außenanlage lassen“, sagt Idler. Das Gehege findet sich am Flusspferdhaus der Wilhelma.



Die gelungene Nachzucht ist ein Glück für die stark bedrohte Art, von der es in der Natur weniger als 4000 Tiere gibt. Das tropische Regenwaldschwein kommt allein auf der indonesischen Insel Sulawesi und benachbarten Inseln vor. Dort heißt es Babirusa: Babi für „Hirsch“ und Rusa für „Schwein“. Den Namen verdanken die Tiere dem Umstand, dass den Männchen vier markante Hauer geweihartig aus ihren langen Schnauzen wachsen. Es handelt sich dabei um die Eckzähne, die bis zu 30 Zentimeter bogenförmig in Richtung Stirn wachsen. In Europa ist die Nachzucht zuletzt nur in Stuttgart und dem englischen Chester gelungen. Das 2015 in der Wilhelma geborene Ferkel Cahaya ist mittlerweile in den Zoo Berlin umgezogen.

Fotos: Wilhelma Stuttgart

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