Donnerstag, 21. Juli 2016

Somali-Wildeseln

Erste Geburt seit sechs Jahren

Noch steht das Fohlen etwas staksig auf seinen langen dünnen Beinchen. Vor gut einer Woche, am 12. Juli, wurde das Jungtier der höchst seltenen Somali-Wildesel in der Wilhelma in Stuttgart geboren.

Ab jetzt ist das Jungtier auf der Außenanlage zu sehen. Riesig lange Ohren ragen über dem schlanken Kopf hervor. Von dem sandfarbenen Fell setzen sich Schnauze, Bauch und Beine weiß ab. An den Beinen – und nur dort – trägt es dabei die üblichen schwarzen Streifen, die ein wenig an Zebras erinnern. Vom Aussehen ist das Hengstfohlen schon eine Miniaturausgabe seiner Mutter Sina.

Der Somali-Wildesel ist die letzte überlebende Unterart der Afrikanischen Wildesel. Von diesen stammen übrigens die Hausesel ab. Hatte der Wildesel früher eine große Verbreitung auf dem Kontinent, kommt er heute nur noch in Somalia, Eritrea und Äthiopien vor. Kriegswirren und die Jagd auf sein Fleisch haben seinen Bestand in der Natur auf wenige hundert Tiere dezimiert. Die Konkurrenz um Wasser und Nahrung mit Nutztieren der heimischen Bevölkerung wie Schafen, Ziegen und Eseln bedroht die Art außerdem. Für die Erhaltung seiner Art spielen deswegen die zirka 260 Wildesel eine bedeutende Rolle, die von Zoos weltweit gehalten werden. Die Nachzucht hat Seltenheitswert.

Die Wilhelma hält seit 1980 Somali-Wildesel. Die Stute Sina kam 2009 im Zoologisch-Botanischen Garten in Stuttgart zur Welt. Sie hat jetzt ihren ersten Nachwuchs bekommen. „Mit der Geburt setzt sich eine Familiengeschichte fort“, sagt die Kuratorin für die Huftiere, Ulrike Rademacher, „denn Sina ist die Tochter unserer Stute Shebili. Die ist 1996 bei uns auf die Welt gekommen. So haben wir jetzt mit Fohlen, Mutterstute und Großmutter drei Generationen auf der Koppel.“


Der kleine Hengst, der bisher noch keinen Namen hat, ist die zwölfte Spross, den die Wilhelma zum Europäischen Erhaltungszuchtprogramm für Somali-Wildesel beisteuert. Das EEP koordiniert der Zoo Basel. Von dort stammt auch der Vater des Fohlens. Zuchthengst Gigolo ist im November 2013 aus der Schweiz gekommen. Wenn er nicht gerade für Nachwuchs sorgen soll, lebt er wie seine Vettern in Afrika als Einzelgänger. Deshalb residiert er in der nicht-öffentlichen Außenstation, dem Tennhof. Auf die ständige Anwesenheit des recht stürmischen Draufgängers verzichten die vier Stuten in der Wilhelma gerne. Auch bei dem Fohlen würde er keine väterlichen Pflichten übernehmen.

Fotos: Wilhelma

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