Donnerstag, 24. November 2016

Nachwuchs bei den Haubenlanguren


Drittes Jungtier in elf Monaten bei seltenen Affen

Mit Baby Nummer drei ist das Familienglück endlich perfekt bei den Haubenlanguren in der Wilhelma. Lange waren die drei Weibchen Amoli, Anuk und Kandra, die zwischen 2007 und 2009 auf die Welt kamen, die letzten Sprösslinge der früher regelmäßig erfolgreichen Schlankaffenzucht geblieben. Jetzt haben die drei selbst die Tradition fortgesetzt: Jede von ihnen ist innerhalb der vergangenen elf Monate Mutter geworden. Für das Europäische Erhaltungszuchtprogramm ist das sehr wertvoll. Denn die Weibchen der Wilhelma tragen seltene Gene, die für den Fortbestand der bedrohten Tierart in Zoos wichtig sind.

Mutter Anuk (links) mit Sohn Akito (vorne) mit weiteren Haubenlanguren

Ende 2015 und Anfang 2016 hatten Kandra und Amoli den Anfang gemacht mit ihren Töchtern Malana und Jaree, die wie ihre Mütter rötliches Fell bekommen. Nun ist Anuk gefolgt und setzte dabei einen eigenen Akzent: Sie bekam einen Jungen, der wie sie einmal schwarze Haartracht haben wird. Das trug ihm den Namen Akito ein, was Teufelchen bedeutet. Der spielt aber auch auf seine Geburt im Herbst („Aki“) an. Dabei ist der Nachwuchs bei den Haubenlanguren immer goldig ­– und zwar ganz im Wortsinne. Denn typisch ist für diese Primaten, dass alle Neugeborenen anfangs ein rotgoldenes Babyfell haben. Ob sie später rotes oder schwarzes Fell bekommen, verrät zuerst nur ihre Schwanzspitze.

Anders als vor einem Jahr herrscht längst die große Harmonie im Affenhaus. Um das erste Kind hatten sich die jungen Weibchen noch gestritten. Die unerfahrene und von der Geburt erschöpfte Mutter Kandra hatte sich gegen den Babyraub nicht durchsetzen können. Damals mussten die Pflegerinnen ihr die Tochter Malana zurückgeben. „Mittlerweile unterstützen sich die Mütter untereinander vorbildlich, jede kümmert sich um jedes Baby“, berichtet die Pflegerin Thali Bauer. „Selbst die Jungtiere Malana und Jaree probieren schon, das Nesthäkchen Akito umherzutragen. Allerdings plumpsen sie dabei manchmal herunter, weil sie das Zusatzgewicht unterschätzen, das sie mit ihrem Halbbruder haben.“ Der Kleine ist aber selbst schon ein rechter Wirbelwind. „Anuk hat Akito nach einer überlangen Trächtigkeit geboren“, sagt Bauer. „Für seine vier Wochen ist er auffällig weit entwickelt. Er klettert und springt zum Teil schon alleine herum.“

Dem Vater der Kinderschar, Mister Myagi, wird das manchmal zu heftig. Dann zieht er sich etwas zurück und betrachtet das turbulente Treiben aus der Distanz. Der Schwarzschopf war 2014 aus dem englischen Tierpark Port Lympne bei Dover nach Stuttgart gekommen und harmoniert gut mit seinen Damen. Mit Geesa komplettiert eine 20-jährige Seniorin die Wilhelma-Gruppe.

Der natürliche Lebensraum der Haubenlanguren sind die Mangroven- und Küstenwälder im Osten der indonesischen Insel Java. Sie sind von ihrer Ernährung her so passgenau auf das Laub dieser Region spezialisiert, dass der Rückgang der ursprünglichen Wälder dort ihr Überleben ernsthaft bedroht. Zudem werden diese Affen mit der auffälligen „Punkfrisur“ immer noch illegal gefangen, um sie als Haustiere zu halten – oder bisweilen auch, um sie zu essen.

Fotos: Wilhelma

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