Donnerstag, 1. Dezember 2016

Hannibal eingeschlafen

Altersweltrekordler in der Wilhelma gestorben

Vor genau sechs Wochen machte er noch einmal mit seinem 50. Geburtstag bundesweit Furore. Gestern ist Zwergflusspferd Hannibal in der Wilhelma in Stuttgart für immer eingeschlafen.

Die Obduktion ergab, dass die Altersschwäche letztlich ihren Tribut gefordert hat. Er war am 19. Oktober 1966 in Kopenhagen geboren worden und 1967 in den Zoologisch-Botanischen Garten nach Stuttgart gekommen. Mit seinen insgesamt 18.274 Tagen war Hannibal nicht nur älter als jeder aktuell lebende Artgenosse. Kein anderes Zwergflusspferd, dessen Geburtstag dokumentiert ist, ist jemals in solche Regionen vorgestoßen. Verglichen mit den Altersrekorden beim Menschen könnte man Hannibal auf 140 Menschenjahre schätzen. 2009 hatte er die bestehende Bestmarke von 43 Jahren geknackt und seither stetig ausgebaut.

„Hannibal war ein echtes Wilhelma-Original. Es ist traurig, dass er nicht mehr lebt, aber natürlich mussten wir damit rechnen, dass auch ihn die Zeit irgendwann einholt“, sagte Direktor Dr. Thomas Kölpin. „Es war eine Freude und Ehre, dieses absolut bemerkenswerte Tier bei uns zu haben. Mein Dank gilt den Tierpflegern, die Hannibal über die fünf Jahrzehnte betreut und fit gehalten haben, und den Tierärzten, die ihm bei Krankheiten und Verletzungen auf die Beine geholfen haben.“

Hannibal war auch hochbetagt noch mobil und munter. Nachdem er im vergangenen Sommer etwas gekränkelt hatte, konnte er seinen runden Geburtstag, der mit einer Feierstunde vor einer Heerschar von Journalisten und Besuchern begangen wurde, in vollen Zügen genießen. Während der Methusalem sich im Außengehege gerne sonnte, lag er im Flusspferdhaus mit Vorliebe in dem Becken mit gewärmten Cannstatter Mineralwasser. Dort wurde er auch gestern leblos gefunden.

Wegen seiner kleinen Statur hielten manche Besucher Hannibal Zeit seines langen Lebens für ein Baby-Flusspferd. Dabei waren das Backenbärtchen an seiner großen runden Schnauze und die Haarbüschel an seinen kleinen Ohren längst ergraut. Aber selbst ausgewachsen war er nur ein Viertel so groß wie die massigen Hippos direkt nebenan. Mit seiner Partnerin Nelli hatte er sechs Mal Nachwuchs bekommen. Seit Nellis Tod 1995 kam Hannibal als Einzelgänger jedoch auch allein sehr gut zurecht.

Zwergflusspferde, die aus dem Dickicht des Dschungels in Westafrika stammen, wurden erst Mitte des 19. Jahrhunderts entdeckt. Wegen der Abholzung der Wälder, Jagd und Kriegsfolgen leben im Freiland höchstens noch 3000 Tiere. Das Europäische Erhaltungszuchtprogramm wird vom Zoo Basel koordiniert. Weltweit halten aktuell 140 Zoos rund 370 Zwergflusspferde.

Foto: Marco Cini

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