Donnerstag, 20. Oktober 2016

Feier zum 50. Geburtstag


Zwergflusspferd Hannibal baut Altersweltrekord aus

Er ist ein echtes Original der Wilhelma und viele Besucher halten Hannibal wegen seiner kleinen Statur für ein Baby-Flusspferd. Denn er kommt auf gerade ein Viertel der Größe der massigen Hippos nebenan. Doch er ist ganz im Gegenteil ein Senior – sogar ein außergewöhnlicher: der Altersweltrekordler unter den Zwergflusspferden. Gestern ist er nun 50 Jahre alt geworden. Damit ist er nicht nur älter als jeder aktuell lebende Artgenosse, sondern kein anderes Zwergflusspferd, dessen Geburtstag dokumentiert ist, ist jemals annähernd so alt geworden. Auf Altersrekorde beim Menschen übertragen könnte man Hannibal auf 140 Menschenjahre schätzen.


Zur Feier des Tages hat der Jubilar einen Geburtstagskuchen erhalten, natürlich seniorengerecht. Weil sich seine Backenzähne abgenutzt haben, erhält Hannibal meist Schonkost. „Wir häckseln für ihn jeden Tag etwa zwei Kilo Obst und Gemüse auf die Größe von Euro-Münzen“, erzählt Volker Scholl, Revierleiter bei den Dickhäutern der Wilhelma. „Und weil er kein langes Heu mehr kauen kann, bekommt er Gras-Presslinge, die wir ihm vorher einweichen.“ Gelegentliche Probleme beim Schlucken beobachten die Tierpfleger mit Sorge. „Aber Hannibal berappelt sich immer wieder, der ist einfach nicht klein zu kriegen“, sagt Scholl. Der Methusalem unter den Zwergflusspferden hat in der Wilhelma sechs Mal Nachwuchs gezeugt und ist mehrfach Opa geworden, doch hat er mit seinem längst biblischen Alter die meisten seiner Jungtiere und Enkel schon wieder überlebt.

Hannibal ist ein Charakterkopf mit runder Schnauze und wirrem Backenbärtchen. Ihm sprießen büschelweise Haare aus den Ohren; das aber nicht erst als Senior, nur sind die Haare inzwischen weiß geworden. Er kommt als knuddeliger Wonneproppen daher, der gerne im echten Cannstatter Mineralwasser aus der Wilhelma-Quelle dümpelt und im Außengehege Sonne tankt, ist aber eher ein bruddeliger Einzelgänger. Das entspricht dem Naturell seiner Artgenossen in der Wildnis. In Westafrika ruhen sie bis in den Nachmittag und streifen dann bis gegen Mitternacht durch den Regenwald. Das andere Geschlecht meiden sie außer in der Paarungszeit. So lebte der 1966 in Kopenhagen geborene Hannibal auch in der Wilhelma meist getrennt von seiner Partnerin Nelli. Beide kamen 1967 nach Stuttgart und mussten damals provisorisch erst in der Krokodilhalle einziehen, bis sie zur Einweihung des neuen Flusspferdhauses 1968 umziehen konnten. Seit dem Tod von Nelli 1995 kommt Hannibal allein sehr gut zurecht. „Seine Augen sind schlecht geworden“, räumt Scholl ein. „Aber für Flusspferde sind die Ohren und die Nase die herausragenden Sinne. Hannibal ist noch sehr aufmerksam und bekommt alles mit. Das lässt er uns wissen und markiert mit seiner Schwanzquaste als Pinsel sein Revier, sobald es gereinigt ist, intensiv wie ein Junger.“

Foto: Wilhelma Stuttgart

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