Ob Baby oder Küken: Für Neugeborene ist aller Anfang schwer. Besonders auffällig ist das jedoch beim Nachwuchs von Tierarten, die eine außergewöhnliche Ernährungsweise pflegen. Das ist in der Wilhelma in Stuttgart im Moment gut zu beobachten bei den Flamingos und Faultieren, die bekanntlich Hals über Kopf fressen.
Zweifinger-Faultiere hängen ihr Leben lang fast ausschließlich von Ästen herab, ob sie wach sind oder schlafen. |
Sogar den Scheitel ihres Fells haben die Baumbewohner auf dem Bauch. Darauf ruht bei Mutter Marlies im Südamerikahaus seit Anfang Oktober der jüngste Nachkomme meist wie in einer Hängematte. Es ist bereits ihr zwölfter. Während die erfahrene Mutter sich mit den Krallen der Hinterbeine an einem Ast einhakt und artistisch zum Futter, frischen Blättern, herablässt, ist in ihrem langen Zottelfell das Baby für Besucher am besten auszumachen. Weil der Säugling mit fester Nahrung nichts anfangen kann, beteiligt er sich noch nicht aktiv an den Turnübungen, sondern bleibt dicht an der Milchquelle. Doch gut festgeklammert an seine Mutter muss das Kleine jede Bewegung mitmachen. Mal zeigt sein Köpfchen aufwärts, seitwärts, abwärts. Unverdrossen reckt dabei Junior, dessen Geschlecht bei Faultieren oft erst nach einem Jahr zu erkennen ist, vorwitzig seine Nase, um mit zu bekommen, was seine Eltern veranstalten.
Verkehrtes Bild auch bei den Flamingo-Küken. |
Die rosaweißen Erwachsenen der grazilen Vögel stehen meist nur auf einem Bein und filtern kopfüber mit den Lamellen ihres krummen Schnabels Kleinstlebewesen aus dem Wasser. Breitbeinig baut sich dagegen der Nachwuchs im grauen Daunenkleid unter der Mutter auf, streckt seinen – noch nicht so langen – Hals und wirft den Kopf in den Nacken, um aus Mutters Schnabel tropfenweise die „Spezial-Babynahrung“ zu erhaschen: ein in der Speiseröhre gebildetes Nährsekret, reich an Blutzellen. Doch Vögel wachsen schnell und so bietet der Kindergarten der elf in diesem Jahr geschlüpften Flamingos Küken in verschiedener Größe. Sie üben den einbeinigen Stand und ahmen das Filtern des Wassers spielerisch nach. Die Älteren unter den Jungen entwickeln das richtige Gefieder, allerdings zunächst schwarzweiß. Der typische Rosa-Ton bildet sich erst durch natürliche Farbstoffe in der festen Nahrung aus. Und wer genau hinschaut, entdeckt noch, welche Flamingos vor einem Jahr geschlüpft sind: an den dunklen Beinen, die sich am langsamsten rosa einfärben.
Fotos: Wilhelma
Fotos: Wilhelma
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